Bericht

IKRK-Tätigkeitsbericht 2023

In einem Jahr, das von zahlreichen sich überlagernden Krisen und humanitären Bedürfnissen beispiellosen Ausmasses geprägt war, blieben das Mandat und der Auftrag des IKRK so aktuell wie eh und je.
Woman at Ethipoian Red Cross Society distribution of food supplies and essential household items waves to the camera

Das operative Umfeld – gewaltiger humanitärer Bedarf

Das Jahr 2023 war geprägt von zahlreichen, gleichzeitig auftretenden Krisen, die das Leben von Millionen Menschen beeinträchtigten und das operative Umfeld des IKRK erheblich beeinflussten. 

Weltweit gab es etwa 120 bewaffnete Konflikte, an denen mehr als 60 Staaten und rund 120 nichtstaatliche bewaffnete Gruppen beteiligt waren; Hunderte weiterer bewaffneter Gruppen waren in anderen Gewaltsituationen aktiv. Die Intensivierung der Feindseligkeiten hatte einen massiven humanitären Bedarf zur Folge, der umfangreiche Nothilfe erforderte. Gleichzeitig zogen sich die Krisen in die Länge, was die Bewältigungsstrategien der Gemeinschaften strapazierte und die Notwendigkeit von Programmen mit nachhaltiger humanitärer Wirkung deutlich machte.  

In diesem Jahr beging das IKRK sein 160-jähriges Bestehen. Nach wie vor stehen wir Konfliktopfern in aller Welt mit humanitärem Schutz und Hilfe zur Seite. Unser einzigartiges Mandat, das im humanitären Völkerrecht verankert ist, und unser neutrales, unparteiisches und unabhängiges Vorgehen erlauben uns, in diesem komplexen Umfeld zu navigieren und Menschen zu erreichen, zu denen nur wenige andere gelangen können.

Displaced person in ethiopia

„Es gibt uns Hoffnung zu wissen, dass dort draussen jemand an uns denkt“, sagt Berhane, der durch den Konflikt in Äthiopien vertrieben wurde. Er gehört zu den Personen in Tigray, die vom IKRK Bargeld erhielten, um den Grundbedarf seiner Familie zu decken. Weltweit bleibt das IKRK eine Rettungsleine für Menschen wie Berhane, die mit den Auswirkungen von bewaffneten Konflikten und anderer Gewalt leben.

Das IKRK in aller Welt

Im Jahr 2023 beschäftigten wir 19 450 Mitarbeiter in 101 Delegationen und Missionen in über 100 Ländern der Welt.

ICRC world map 2023

Die zehn grössten Einsätze (Ausgaben in Millionen CHF)

245,7

Ukraine

153,5

Afghanistan

132,9

Syrische Arabische Republik

113,2

Jemen

90,6

Südsudan

86,2

Demokratische Republik Kongo 

84,8

Äthiopien

83,5

Irak

79,8

Somalia

67,0

Nigeria

Einige Beispiele für unsere Arbeit 2023

Wir führten vertrauliche Gespräche mit Konfliktparteien, um die Bedeutung der Einhaltung des humanitären Völkerrechts zu unterstreichen und damit menschliches Leid zu verringern. Ausserdem arbeiteten wir mit konfliktbetroffenen Gemeinschaften zusammen, um Sicherheitsrisiken zu reduzieren und Programme zu entwickeln, die auf ihre Lebensbedingungen und Fähigkeiten zugeschnitten sind.

Wir registrierten 40 000 neue Suchanfragen von Menschen, die nach vermissten Angehörigen suchen - die höchste jährliche Zahl seit 20 Jahren. Dies kam zu den Hunderttausenden ungeklärter Fälle aus den Vorjahren hinzu. Hinter jedem Fall stand eine Familie, die unfassbare Schmerzen und Ungewissheiten ertragen musste. Gemeinsam mit unseren Partnern in der Internationalen Rotkreuz- und Rothalbmondbewegung konnten wir im Jahr 2023 insgesamt 15'000 Fälle klären. 

Wir besuchten 885 Gewahrsamsorte, an denen 837 000 Menschen festgehalten wurden – darunter Kriegsgefangene, Zivilinternierte und Kinder –, um sicherzustellen, dass sie menschenwürdig behandelt wurden. 

Wir unterstützten mehr als 730 Spitäler, darunter viele in Konfliktgebieten. Die Anzahl der Patienten der Kriegschirurgie vervierfachte sich 2023 und übertraf damit sogar die Gesamtzahl der Jahre 2021 und 2022, was die hohen menschlichen Kosten der derzeitigen Konflikte deutlich macht.

15 104

Personen, deren Schicksal oder Verbleib wir feststellen konnten

816

Personen (darunter 727 Kinder) wurden mit Angehörigen vereint

22 624

Personen in Gewahrsam wurden besucht und individuell betreut 

3,2 Mio

Personen erhielten Einkommensbeihilfe 

2,7 Mio

Personen erhielten Nahrungsmittelhilfe  

734

Spitäler erhielten regelmässige oder punktuelle Unterstützung

36,28 Mio

Personen erhielten Zugang zu Trinkwasser sowie zu Wasser für Bewässerung und Hausgebrauch

195

Spitäler und Rehabilitations-einrichtungen erhielten Unterstützung durch Bau- und Reparaturprojekte des IKRK 

Wertvolle Unterstützung durch unsere Partner

Ein Grossteil unserer Arbeit war möglich, weil unsere Partner und Geber über 2,4 Milliarden Franken für unsere Einsätze zur Verfügung gestellt hatten. 41 % davon waren flexible Mittel, die wir einsetzen konnten, wann und wo sie am meisten gebraucht wurden.  

Beiträge 2023

Regierungen und Europäische Kommission: 82 %

Private und öffentliche Geber: 15 %

Internationale Rotkreuz- und Rothalbmondbewegung: 2 %

Überstaatliche Organisationen und internationale Institutionen: 1 %

Den Tätigkeitsbericht lesen

Weitere Beispiele finden Sie hier: Tätigkeitsbericht 2023 - Ein Überblick

Der vollständige Tätigkeitsbericht 2023 kann in der Online-Bibliothek des IKRK heruntergeladen werden: