Hilfe für Häftlinge: Schutz und Hilfe für Gefangene

Alle Häftlinge verdienen es, ungeachtet der Gründe für ihre Festnahme und Haft, menschenwürdig und fair behandelt zu werden.

An ICRC employee speaking with detainees at the San Salvador, Cojutepeque Penal Centre.

Respekt für Leben und Würde von Menschen, denen die Freiheit entzogen wurde

Tagtäglich werden in Konfliktsituationen weltweit Männer, Frauen und Kinder festgenommen. Sie sind Gefahren ausgesetzt wie Misshandlungen, Verschwinden und extralegalen Hinrichtungen. Möglicherweise verlieren sie den Kontakt zu ihren Familien oder müssen mit unmenschlichen Lebensbedingungen, beschränktem Zugang zu Essen und Wasser oder unzureichender medizinischer Versorgung zurechtkommen. Obwohl die Umstände ihrer Festnahme und Haft unterschiedlich sein mögen, sind die humanitären Bedürfnisse von Häftlingen universell. Aufgrund unserer Stellung als neutrale und unparteiische humanitäre Organisation mit einem besonderen Mandat, das sich aus den Genfer Abkommen und ihren Zusatzprotokollen ableitet, sind wir vom Internationalen Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) in der Lage, Häftlinge an Orten zu besuchen, zu denen andere keinen Zugang haben. So können wir uns vergewissern, dass ihre grundlegenden Bedürfnisse erfüllt sind und sie human und menschenwürdig behandelt werden.

Unsere Arbeit zugunsten von Häftlingen und Menschen, denen die Freiheit entzogen wurde

Unsere Arbeit basiert auf einer umfassenden Beurteilung der Situation innerhalb und ausserhalb der Haftanstalt. Dies ist möglich dank eines konstruktiven bilateralen und vertraulichen Dialogs mit den Gefängnisbehörden und privaten Gesprächen mit den Häftlingen. Wir sprechen mit staatlichen und nicht staatlichen Behörden, darunter auch nicht staatliche bewaffnete Gruppierungen, die Gefangene halten, über Fragen der Gefangenschaft. Auf Anfrage der Behörden nehmen wir die Rolle eines neutralen Vermittlers ein oder bieten Konfliktparteien unsere Dienste an. In verschiedenen Fällen waren wir an umfangreichen Überstellungen und Freilassungen von Häftlingen beteiligt, wobei wir stets einen neutralen und unabhängigen humanitären Ansatz verfolgen.

Verhinderung von Verstössen gegen die Rechte von Gefangenen

Massnahmen gegen Folter und andere grausame, unmenschliche oder erniedrigende Behandlungen stellen einen Schwerpunkt unserer Arbeit für Menschen dar, denen die Freiheit entzogen wurde. Letztendlich setzen wir uns für die Opfer solcher Behandlungen ein, um ihr Leiden zu lindern

Dialog mit Behörden

Wir sprechen mit Behörden und anderen wichtigen Akteuren, um sie an ihre Verpflichtungen hinsichtlich des Verbots von Folter und anderer grausamer, unmenschlicher oder erniedrigender Behandlungen zu erinnern. Zudem unterstützen wir sie bei der Schaffung oder Stärkung eines nationalen oder lokalen Umfeldes, das der Verhinderung solcher Praktiken förderlich ist. 

Lesen Sie mehr über unsere Strategie im Bereich der Folter und anderer grausamer, unmenschlicher oder erniedrigender Behandlungen, die Menschen zugefügt werden, denen die Freiheit entzogen wurde.

Verbesserung von Haftbedingungen und Stärkung von Gefängnissystemen

Unsere interdisziplinären Teams – mit Expertinnen und Experten aus den Bereichen Gesundheit, Sanitäranlagen, Ernährung, Recht und Gefängnismanagement – arbeiten mit Behörden zusammen, um annehmbare und menschenwürdige Haftbedingungen zu gewährleisten. Unser Ansatz stützt sich auf zwei Achsen. Unser vertraulicher Dialog mit Gefängnisbehörden ermöglicht es uns, bei unseren Besuchen festgestellte Probleme anzusprechen und praktische Lösungen dafür zu finden. Gleichzeitig arbeiten wir durch Fürsprache auf lokaler und zentraler Ebene an der Stärkung des Gefängnissystems, um zu erreichen, dass lokale und internationale Standards vollständig eingehalten werden. Mit unseren Aktivitäten sollen durch Schulungen und die Unterstützung von Gefängnisangestellten vor allem auch Kapazitäten aufgebaut werden.

Wiederherstellung der Familienbande

Verlieren Häftlinge den Kontakt zu ihren Familien, können unsere Teams sie wieder miteinander in Kontakt bringen und Nachrichten von ihren Angehörigen überbringen.

Hilfe für Gefangene, damit sie nach Hause zurückkehren können

Wir agieren als neutraler Vermittler zwischen den Konfliktparteien, um die Freilassung oder den Austausch von Kriegsgefangenen, Inhaftierten und Geiseln zu erwirken, damit sie zu ihren Familien zurückkehren können. Ab und zu unterstützen wir auch ehemalige Häftlinge bei der Rückkehr nach Hause und zu ihren Angehörigen nach der Freilassung.

Vertrauliche Arbeit hinter den Kulissen: unser bevorzugter Ansatz

Dialog ist ein wesentlicher Aspekt der Arbeit des IKRK zugunsten von Gefangenen. Wir suchen das Gespräch mit Inhaftierten, Inhaftierungsbehörden und anderen Akteuren. Ein solcher Dialog muss auf gegenseitigem Vertrauen beruhen. Vertrauen entsteht, wenn die Gespräche unter Ausschluss der Öffentlichkeit geführt werden. Der vertrauliche Dialog ist die bevorzugte Arbeitsweise des IKRK und eine strategische Wahl, jedoch kein Selbstzweck. Meist erleichtert ein vertraulicher Dialog den Zugang zu Inhaftierten und ermöglicht dem IKRK, ihre Bedürfnisse zu verstehen und einzuschätzen. Zudem kann die Organisation so besser mit den Behörden arbeiten, um nachhaltige Veränderungen für die Haftbedingungen und die Behandlung von Menschen zu erreichen, denen die Freiheit entzogen wurde.