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Äthiopien: Tausende ohne Zugang zu medizinischer Versorgung nach Gewalteskalation

Zusammenstösse in verschiedenen, von bewaffnetem Konflikt und Gewalt betroffenen Teilen Äthiopiens haben die medizinische Versorgung schwer beeinträchtigt, insbesondere in ländlichen und abgelegenen Gebieten. Verwundete, Kranke, schwangere Frauen, Kinder und Menschen mit Behinderungen sind am stärksten gefährdet.

Der Konflikt in der Region Amhara, der im August 2023 ausbrach, hat die Gesundheitsversorgung zum Erliegen gebracht und erschwert Versuche, Medikamente und medizinische Güter in die Region zu bringen. Die Sicherheitslage in der Region Oromia ist ebenfalls weiterhin instabil, während die Region Tigray noch immer an den langfristigen Folgen des jüngsten Konfliktes leidet, wodurch der Zugang der Menschen zu Gesundheitseinrichtungen beeinträchtigt bleibt.

Wir stehen in regelmässigem Austausch mit den an den Kämpfen beteiligten Akteuren und erinnern sie immer wieder daran, wie wichtig die Einhaltung des humanitären Völkerrechts ist und dass sie dafür sorgen müssen, dass Personen, die eine medizinische Versorgung benötigen, diese ungehindert erhalten können.

Nicolas von Arx, Leiter der IKRK-Delegation in Äthiopien

Um die Belastung unter den am stärksten betroffenen Gemeinschaften zu reduzieren, unterstützt das IKRK medizinische Einrichtungen in Teilen des Landes, die von Konflikt und Gewalt betroffen sind. Im ersten Quartal 2024 erhielten mehr als 100 Gesundheitseinrichtungen massgeschneiderte Unterstützung, darunter 62 Einrichtungen in der Region Amhara, 17 in Oromia, 20 in Tigray und sechs in Somali.

Die Unterstützung des IKRK ist darauf ausgerichtet, den Zugang zu medizinischer Versorgung für besonders verletzliche Gruppen – darunter Frauen, Kinder, ältere Menschen, chronisch Kranke und Verletzte – sicherzustellen. Das IKRK spendet beispielsweise Arzneimittel, medizinische und chirurgische Verbrauchsgüter, medizinische Ausrüstung und Hygieneartikel. Damit soll die Bereitstellung einer grundlegenden medizinischen Versorgung für Verwundete, Kranke und Überlebende sexueller Gewalt verbessert werden.

„Die Not der Menschen in den verschiedenen, von Konflikt und Gewalt betroffenen Gebieten ist besorgniserregend. Da keine Überweisungen innerhalb des Gesundheitssystems mehr erfolgen, haben die Menschen keinen Zugang zu Spitälern, wenn sie zusätzliche Pflege benötigen", erklärt Silas Mukangu, der die Tätigkeit des IKRK im Bereich Gesundheit in Äthiopien koordiniert.

Überblick über die medizinische Tätigkeit der vom IKRK unterstützten Gesundheitseinrichtungen in Äthiopien im ersten Quartal 2024:

  • 173 861 ambulante Sprechstunden wurden durchgeführt.
  • 1380 Kinder unter 5 Jahren wurden zur Behandlung von Unterernährung stationär aufgenommen. Davon konnten 1299 erfolgreich behandelt werden, die Pflege der übrigen ist noch nicht abgeschlossen.
  • 9553 Familienberatungsgespräche wurden durchgeführt und 8008 Personen erhielten Verhütungsmittel.
  • 6309 Sprechstunden zur Geburtsvorbereitung wurden durchgeführt.
  • 1916 Kinder wurden in den Gesundheitseinrichtungen geboren.
  • 2078 Überlebende sexueller Gewalt wurden in den unterstützten Primärversorgungseinrichtungen und medizinischen Anlaufstellen medizinisch versorgt.

Für Auskünfte:
Robin Waudo, IKRK Äthiopien, Tel: +251 905 097 498, email: rwaudo@icrc.org
Zewdu Ayalew, IKRK Äthiopien, Tel: +251 944 101 700, email: zayalew@icrc.org