Häufig gestellte Fragen zum IKRK und den in Gaza festgehaltenen Geiseln
Die Familien der Geiseln durchleben unsägliches Leid, während sie auf Nachricht von ihren Angehörigen warten. Wir haben Verständnis für ihre Erwartungen und die Hilfsersuchen, die sie an uns richten, und wir verstehen die Enttäuschung, wenn wir nicht umgehend Ergebnisse liefern können.
Vom ersten Tag an haben wir zu unverzüglicher Freilassung aller Geiseln sowie Zugang zu ihnen aufgerufen. Wir haben ständig um Informationen über sie und ihren aktuellen Gesundheitszustand ersucht. Wir haben damit nicht aufgehört und werden dies so lange fortsetzen, wie es notwendig ist.
Doch wir sind nicht diejenigen, die die Entscheidung treffen und die Voraussetzungen dafür schaffen, dass der Zugang möglich wird. Dies liegt nicht in unseren Händen. Wir haben Freilassungen begleitet und sind erleichtert, dass die betroffenen Personen wieder mit ihren Angehörigen vereint werden konnten. Aber das ist nicht genug. Wir haben wiederholt unsere Bereitschaft bekräftigt, die Freilassung aller Geiseln zu begleiten. Dazu müssen sich die Parteien untereinander einigen. Geschieht dies nicht, kann das IKRK nicht tätig werden.
Im Folgenden finden Sie einige Antworten auf häufige Fragen, die bei uns eingehen. Wir werden dieses Dokument bei Bedarf laufend aktualisieren.
Den Angehörigen der Geiseln steht unsere Hotline zur Verfügung.
Sie erreichen uns unter der Nummer 03 524 5286 in hebräischer und englischer Sprache, bzw. unter + 972 3 5245286, wenn Sie aus dem Ausland anrufen. Wenn Sie uns auf Arabisch kontaktieren möchten, wählen Sie bitte 08 283 2400.
Wir behandeln jeden einzelnen Fall mit grösster Sorgfalt.
Letzte Aktualisierung: 20.11.2023
Was unternimmt das IKRK, um den Geiseln zu helfen?
Wir möchten, dass die Familien in Israel und im Ausland wissen, dass wir die Notlage ihrer Angehörigen, die als Geiseln festgehalten werden, als eine unserer absoluten Prioritäten betrachten. Vom ersten Tag an haben wir mehrmals öffentlich Zugang zu ihnen sowie ihre sofortige Freilassung gefordert.
• Wir setzen uns mit Nachdruck für die Geiseln ein, und zwar unmittelbar bei der Hamas, bei den israelischen Behörden und bei jenen Akteuren, die Einfluss auf die Konfliktparteien haben.
• Wir ersuchen weiterhin um Information und Zugang. Zudem ersuchen wir weiterhin darum, dass die Geiseln Mitteilungen an ihre Familien übermitteln können.
• Wir wiederholen unseren Aufruf, dass die Geiseln unverzüglich und ohne Bedingungen freigelassen werden. Zudem müssen sie während ihres Gewahrsams menschlich behandelt werden, bei Bedarf Zugang zu medizinischer Versorgung haben, mit ihren Angehörigen in Kontakt treten können und schliesslich unversehrt freigelassen werden.
• Wir sind bereit, ihre Freilassung zu begleiten, wie wir es bereits in mehreren Fällen tun konnten.
Wir führen auf höchster Ebene Gespräche mit der Hamas. Wir trafen mit Vertretern der internationalen Gemeinschaft zusammen, um unser Anliegen zu übermitteln. Wir verlangen, dass die Geiseln zumindest medizinisch versorgt und ihre Angehörigen benachrichtigt werden.
Wir haben unser Team, das für diesen Dialog zuständig ist, erweitert, um unsere Bemühungen zu verstärken. Unsere Mitarbeitenden im Gazastreifen sind bereit, die Geiseln zu besuchen und jede künftige Freilassung nach einer Vereinbarung zwischen den Parteien zu begleiten.
Wir tun alles in unserer Macht Stehende, öffentlich und auch im Hintergrund, um Zugang zu den Geiseln zu erhalten. Wir können den Zugang nicht erzwingen. Es obliegt den Parteien, uns grünes Licht zu geben und den Zugang zu gewähren, um den wir immer wieder ersuchen.
Üben Sie genügend Druck auf die Hamas aus?
Vom ersten Tag an haben wir uns bei der Hamas dafür eingesetzt, dass wir Zugang zu den Geiseln erhalten, und hierbei vier Anliegen genannt:
1. Unverzügliche Freilassung aller Geiseln
2. Auskunft über sie und ihren Gesundheitszustand
3. Zugang zu ihnen, um sicherzustellen, dass sie human und menschenwürdig behandelt werden, um ihren Gesundheitszustand zu prüfen und festzustellen, ob sie die erforderliche medizinische Versorgung erhalten. Einige von ihnen benötigen möglicherweise dringend eine Behandlung ihrer Vorerkrankungen oder gegebenenfalls neuer Erkrankungen.
4. Mitteilungen der Geiseln an ihre Familien
Wir haben diesen Dialog zu keinem Zeitpunkt unterbrochen und werden ihn fortsetzen. Unsere Vorgehensweise ist bilateraler, vertraulicher Dialog mit dem Ziel, Vertrauen aufzubauen und aufrechtzuerhalten.
Man sieht uns nicht im Fernsehen oder in den sozialen Medien mit Äusserungen über diese Gespräche. Es mag den Anschein haben, dass wir schweigen, aber wir sind dort, wo es am wichtigsten ist. Wir halten uns öffentlich zurück, weil wir aus jahrzehntelanger Erfahrung wissen, dass wir Veränderungen für diejenigen, denen wir helfen wollen, am besten dadurch erreichen, dass wir im Hintergrund agieren und die Interessen derjenigen, denen wir helfen wollen, diskret und unmittelbar bei denjenigen vertreten, die über den notwendigen Einfluss verfügen.
Haben Sie mit der Hamas über die Anzahl, die Identität oder den Zustand der Geiseln gesprochen?
Wir sprechen mit der Hamas und wir sprechen auch mit den israelischen Behörden über dieses Thema. Der Inhalt dieser Gespräche ist vertraulich, ebenso wie die Vorgehensweise, die wir bei allen unserer weltweiten Einsätzen verfolgen. Was wir jedoch sagen können, ist, dass wir als neutraler Vermittler bereit sind, humanitäre Besuche abzustatten, die Kommunikation zwischen Geiseln und Angehörigen zu erleichtern und eine allfällige Freilassung zu begleiten.
Wer führt die Verhandlungen und kümmert sich um die Bedürfnisse der Entführten in Bezug auf Medikamente, medizinische Behandlung und Nahrungsmittel?
Diejenigen, die die Geiseln festhalten, sind für deren Gesundheit und Sicherheit verantwortlich und müssen sie human und menschenwürdig behandeln. Wir haben wiederholt Zugang zu den Geiseln gefordert, um ihren Gesundheitszustand zu überprüfen und ihnen die nötige Unterstützung zukommen zu lassen, und wir haben uns von Anfang an hinter verschlossenen Türen für ihre Freilassung und ihr Wohl eingesetzt.
Was Verhandlungen anbetrifft, so ist dies nicht Aufgabe des IKRK, im Gegensatz zu dem, was oftmals öffentlich erwartet wird. Verhandlungen finden statt zwischen den Konfliktparteien und anderen, die sie unterstützen. Zudem entscheidet das IKRK nicht, wer auf der Grundlage welcher Vereinbarung freigelassen wird. Wir setzen uns für die Freilassung aller Geiseln ein.
Unterdessen sind wir auch bereit, den Geiseln auf jede erdenkliche Weise zu helfen - sei es, indem wir sie persönlich besuchen, um ihren Gesundheitszustand zu überprüfen, oder indem wir ihnen ihre Medikamente bringen. Wir sind bestrebt, den Austausch einfacher Mitteilungen zwischen den Geiseln und ihren Angehörigen zu erleichtern, und natürlich sind wir bereit, ihre Freilassung zu begleiten. Wir brauchen jedoch die Zustimmung aller Akteure, die die Situation beeinflussen können, damit sie uns helfen, die humanitären Ziele auf allen Seiten zu fördern.
Wer führte die Verhandlungen über die Freilassung der Geiseln, die freigelassen wurden?
Verhandlungen sind nicht Aufgabe des IKRK. Wir sind eine neutrale und unparteiische humanitäre Organisation und nehmen nicht an Verhandlungen oder politischen Absprachen zwischen den Seiten teil. Unsere Aufgabe ist es, die Freilassung der Geiseln zu unterstützen und beide Seiten an ihre Verpflichtungen gemäss dem humanitären Völkerrecht zu erinnern. Wir sind jederzeit bereit, die Freilassung weiterer Geiseln zu unterstützen, und unsere Rolle als neutraler Vermittler ist ausschliesslich humanitär.
Was genau macht das IKRK bei einem Einsatz wie der Freilassung von Geiseln?
Sobald eine Vereinbarung getroffen wurde, besteht unsere Aufgabe darin, die Geiseln zu überführen und wohlbehalten aus dem Gazastreifen an einen zuvor vereinbarten Ort zu bringen.
Inwieweit steht das IKRK in Kontakt mit den Familien der Entführten?
Seit dem 7. Oktober haben wir viele Anfragen von verzweifelten Menschen in Israel und im Ausland erhalten, die nach dem Schicksal ihrer vermissten Angehörigen fragten. Die Präsidentin des IKRK, Mirjana Spoljaric, hat sich dreimal mit Vertretern der Familien getroffen, und unser Delegationsleiter in Israel empfing die Vertreter und die Familien zweimal. Wir haben eine Hotline eingerichtet, bei der die Angehörigen anrufen können, und haben einige von ihnen mehrfach getroffen.
Wir organisierten Fachsitzungen mit verschiedenen Einrichtungen in Israel, die den Opfern der Anschläge vom 7.10. psychologische Betreuung bieten. Hier konnten wir die Sachkenntnis und die praktischen Erfahrungen unserer Organisation bei der Behandlung von Personen, die von bewaffneten Konflikten betroffen sind, zur Verfügung stellen. Wir sprachen auch mit Botschaften von Ländern, deren Staatsangehörige als Geiseln festgehalten werden, um sie mit einschlägigen Informationen zu versorgen. Bislang nahmen wir an rund 200 Telefonaten und Treffen mit relevanten Gruppen teil.
Warum akzeptiert das IKRK nicht die von den Familien angebotenen Medikamente, die den Geiseln übergeben werden sollen?
Wir haben wiederholt darum gebeten, Zugang zu den Geiseln zu erhalten, um ihren Gesundheitszustand zu überprüfen und sicherzustellen, dass sie die erforderliche humanitäre Hilfe erhalten. Das ist unsere Priorität. Wir sind bereit, den Geiseln die notwendige Hilfe einschliesslich der medizinischen Versorgung zukommen zu lassen, doch zuerst müssen wir Zugang zu ihnen haben.
Wie steht das IKRK zu den Demonstrationen, die das IKRK auffordern, sich für die Geiseln einzusetzen?
Wir verstehen die Enttäuschung der betroffenen Familien und der Bürgerinnen und Bürger Israels. Wir haben viele Angehörige getroffen und uns ist bewusst, dass hinter jedem einzelnen der Betroffenen zahlreiche Angehörige stehen, die auf Antworten warten. Wir haben uns auch mit den Organisatoren dieser Demonstrationen getroffen, um ihre Sorgen und Anliegen zu hören und sie über die Bemühungen des IKRK zu informieren.
Unsere Position ist klar: Geiselnahme ist laut humanitärem Völkerrecht streng verboten. Die Geiseln müssen unverzüglich freigelassen werden. Wir werden uns auch weiterhin für das Wohl aller Geiseln und ihrer Familien einsetzen.
Warum verurteilen Sie die Hamas nicht öffentlich für das Festhalten all dieser Menschen als Geiseln?
Unser Ziel ist es, die Geiseln zu ihren Angehörigen zurückzubringen und Zugang zu ihnen zu erhalten. Wir haben wiederholt erklärt, dass Geiselnahme gegen das humanitäre Völkerrecht verstösst und dass die Geiseln unverzüglich freizulassen sind. Wir sind keine auf Anklagen fokussierte Organisation. Unsere jahrelange Erfahrung in Gesprächen mit Konfliktparteien und nichtstaatlichen bewaffneten Gruppen hat gezeigt, dass unser vertraulicher, bilateraler Ansatz bei der Lösung von Problemen wichtig ist, um Ergebnisse zu erzielen.
Warum schweigen Sie zu den Geiseln?
Wir haben uns von Anfang an mit unserem öffentlichen Appell für die Freilassung aller Geiseln sehr deutlich geäussert. Wir publizierten ein Dutzend Erklärungen, in denen wir dies öffentlich mitteilten. Die Präsidentin des IKRK, Mirjana Spoljaric, hat sich mit Verwandten der Geiseln getroffen und hat selbst öffentlich um ihre Freilassung gebeten.
Mein Verwandter ist während der Eskalation der Gewalt entführt worden. Können Sie mir helfen und wie kann ich Sie kontaktieren?
Wir wissen, dass die derzeitige Situation für Sie und Ihre Angehörigen unglaublich belastend ist. Im Rahmen des Mandats und der Kapazitäten des IKRK und trotz der schwierigen Sicherheitslage sind wir bereit, alles nur irgend mögliche zu tun, um zu helfen. Wir haben eine Hotline eingerichtet, um die Fragen der Angehörigen zu beantworten und die Weiterverfolgung der einzelnen Fälle zu erleichtern.
In hebräischer und englischer Sprache erreichen Sie uns unter der Nummer 03 524 5286.
Aus dem Ausland wählen Sie bitte die + 972 3 5245286.
Wenn Sie uns auf Arabisch kontaktieren möchten, erreichen Sie uns unter 08 283 2400.
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