Artikel

Myanmar: Ein Lächeln als schönste Belohnung

"Mama, ich kann wieder gehen!", rief Min Htet Oo aufgeregt, als ihm kürzlich seine zweite Prothese angepasst wurde.

Der heute dreijährige Junge wurde mit einer Fehlbildung des rechten Beines geboren und erhielt 2018 seine erste Prothese. Diese war ihm jedoch schnell zu klein geworden. „Wir hatten schon einen Termin für die Anpassung einer neuen Prothese, als das Zentrum aufgrund von COVID-19 geschlossen wurde", erzählte Daw Tin Zaw Myint, Htet Oos Mutter. „Wir machten uns Sorgen, denn seine alte Prothese passte ihm nicht mehr." Als das Zentrum schliesslich mit strengen COVID-19-Auflagen wieder geöffnet werden konnte, machte sich die Familie sofort auf den Weg, damit der Junge die nötige Unterstützung erhielt.

„Wir waren so glücklich, ihn wieder gehen und dann rennen zu sehen! Er strahlte über das ganze Gesicht, und sein Lächeln ist unsere schönste Belohnung", sagte Apolonia Elisabeth ‚Els' Hekman, die Leiterin des IKRK-Rehabilitationsprogramms im Rehabilitationszentrum Myitkyina.

Als pädiatrische Physiotherapeutin beflügelt mich die Arbeit mit den Kindern jedes Mal aufs Neue.

„Sie spüren genau, was um sie herum passiert, und sie reagieren entsprechend. Unser Verhalten beeinflusst ihre Einstellung, und deshalb sollten wir ein positives und kohärentes Bild abgeben. Unsere Methode ist einfach, aber sehr wirksam: Wir ermutigen amputierte Kinder, positiv und aufgeschlossen zu sein und sich niemals unterkriegen zu lassen – die Amputation also zu akzeptieren und sich zu sagen, dass sie es schaffen werden", fügte Els hinzu.

Der kleine Htet Oo und 158 andere Menschen wurden dieses Jahr von unserem Team im Rehabilitationszentrum Myitkyina behandelt. Das Zentrum ist dem Ministerium für Gesundheit und Sport unterstellt und wird vom IKRK unterstützt. Es bietet Rehabilitation, Prothesen, Orthesen, Gehhilfen und andere Hilfsmittel für Patienten aus dem gesamten Kachin-Staat. Alle Patienten und Nutzer werden ganzheitlich behandelt: Unser Team achtet auf alle Aspekte ihres Lebens und gewährt verschiedene Arten der Unterstützung von sozialer Integration bis hin zur Förderung von Erwerbstätigkeit.

In ganz Myanmar unterstützte das IKRK in diesem Jahr 2353 Nutzer – darunter 598 Erstnutzer – sowie 8641 Behandlungen in sechs unterstützten Zentren. Weltweit unterstützt das IKRK 173 Rehabilitationszentren in 46 Ländern. Selbst inmitten der Pandemie wurden zwischen Januar und Dezember dieses Jahres mehr als 235 000 Personen in IKRK-geförderten Zentren behandelt. Wir halfen Tausenden, den Umgang mit Arm- und Beinprothesen zu lernen, und stellten mehr als 5000 Rollstühle und 30 000 Gehhilfen zur Verfügung. Damit boten wir den Menschen die Möglichkeit, ihre Würde und ihre Mobilität wiederzuerlangen und sich in der Folge sozial und wirtschaftlich leichter zu integrieren.