Unterstützungsbeziehung

Verringerung der menschlichen Kosten des Kriegs durch Allianzen, Partnerschaften und Vertretungen

Menschliches Leid mildern

Bewaffnete Konflikte werden immer komplexer. Unter anderem werden Kriegsparteien von immer mehr Akteuren unterstützt, die in sich überschneidenden Allianzen, Partnerschaften und Vertretungen organisiert sind. Dies hat Auswirkungen auf die Dynamik von Konflikten und bringt Zivilpersonen in Gefahr. 

Je mehr Akteure an einem Konflikt beteiligt sind, desto schwieriger kann es sein, eine politische Lösung zu finden. Und wenn bewaffnete Akteure gemeinsam in losen Zusammenschlüssen ohne klare Koordination kämpfen, kann dies zu einer Verwässerung der Verantwortung führen, wodurch die Verletzlichkeit der Zivilbevölkerung steigt. Unterstützungsbeziehungen zwischen bewaffneten Akteuren bieten aber auch Möglichkeiten zur Verbesserung des Schutzes der Zivilbevölkerung: Die Akteure können ihren gegenseitigen Einfluss nutzen, um die Einhaltung des humanitären Völkerrechts zu fördern. 

Jedes Mal, wenn in einer Kriegszone eine Partnerschaft unterzeichnet oder eine Allianz gebildet wird, entsteht eine Verbindung mit dem Potenzial, menschliches Leid zu verschlimmern oder aber zu verringern. 

Um die Herausforderungen anzugehen, die in solchen Situationen entstehen, hat das IKRK eine globale Initiative zu Unterstützungsbeziehungen in bewaffneten Konflikten auf den Weg gebracht. Sie umfasst die Zusammenarbeit mit einer Vielzahl an Akteuren und die Identifizierung von Massnahmen, die den Schutz von Zivilpersonen, Verwundeten und Gefangenen verbessern können. 

Das IKRK möchte Entscheidungsträger dazu bewegen, über die Risiken nachzudenken, die mit der Unterstützung einer an einem bewaffneten Konflikt beteiligten Partei einhergehen. Zudem sollen sie sich grundsätzlich Gedanken machen über die Chancen, die eine gezielte Einflussnahme bieten kann, um die menschlichen Kosten des Kriegs zu verringern. 

Im April 2021 veröffentlichte das IKRK die Publikation Allies, Partners and Proxies: Managing Relationships in Armed Conflict to Reduce the Human Cost of War, die dem IKRK als Grundlage dient für den Aufbau eines konstruktiven Dialogs mit Regierungen, Streitkräften sowie multinationalen und nicht staatlichen Akteuren, um gangbare Wege in die Zukunft zu finden. 

Vorbereitung einer Unterstützungs-beziehung

1. Interne Bereitschaft

Verbesserung der eigenen internen Funktionsweisen eines Akteurs, bevor er eine Unterstützungsbeziehung eingeht.

2. Normativer Dialog

Kontakt mit effektiven oder möglichen künftigen Partnern, um Verhaltensweisen zu klären und zu fördern, mit denen in bewaffneten Konflikten geltende (rechtliche oder andere) Normen eingehalten werden.

3. Beurteilung und Eingrenzung der Beziehung

Sicherstellen, dass die Absichten, Kapazitäten und das Führungsverhalten des möglichen Partners in Einklang stehen.

Umsetzung der Unterstützungs-beziehung

4. Aufbau von institutionellen Kapazitäten

Die Behörden einer unterstützten Partei darauf vorbereiten, Menschen in einem bewaffneten Konflikt zu schützen und zu unterstützen und ihnen dabei helfen, mit den entsprechenden Konsequenzen umzugehen.

5. HVR-Schulung

Partnerkräfte dabei unterstützen, HVR und andere wichtige Regeln zu verstehen und umzusetzen.

6. Unterstützung bei der Einhaltung von HVR

Einer unterstützen Partei dabei helfen, ihre Verpflichtungen unter dem HVR zu erfüllen oder gegebenenfalls den Schutz der Zivilbevölkerung und anderer Unbeteiligter zu verbessern.

7. Überwachung und Bewertung

Die Handlungen eines Partners überwachen und ihn wenn nötig für problematisches Verhalten zur Verantwortung ziehen.

8. Interne Übersicht

Sicherstellen, dass die eigenen Streitkräfte eines Akteurs und andere Regierungseinheiten rechtskonform handeln und ihrer Regierung und Wählerschaft gegenüber Verantwortung übernehmen.

Loslösung von der Unterstützungs-beziehung

9. Strukturierte Auflösung

Sorgfältige Planung der Auflösung der Unterstützung, beispielsweise durch einen schrittweisen Rückzug, um eine Unterbrechung des Schutzes von Zivilpersonen und anderen Unbeteiligten möglichst zu vermeiden.

10. Lernen

Gewonnene Erkenntnisse aus der Unterstützungsbeziehung identifizieren und einbinden.