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Äthiopien: Fast 1,5 Millionen Nutztiere wurden geimpft, um die Lebensgrundlagen der Hirten zu sichern, die vom bewaffneten Konflikt betroffen sind

A veterinarian vaccinating a camel. Abdiselam/ICRC

In den äthiopischen Regionalstaaten Somali und Afar ist die Viehhaltung auf Naturweiden weit verbreitet; in etwas geringerem Masse auch in Oromia und anderen Regionen. Bei den Weidegebieten im Tiefland handelt es sich vorwiegend um Magerweiden, deren Nutzung durch Gewohnheitsrecht geregelt wird. Dies gewährleistet eine nachhaltige und gerechte Nutzung der Ressourcen durch die verschiedenen dort lebenden Bevölkerungsgruppen.  

Die hier lebenden Hirten erwirtschaften mehr als die Hälfte ihres Einkommens mit Vieh und tierischen Erzeugnissen. Sie sind Nomaden, die auf der Suche nach Weideland für ihr Vieh von Ort zu Ort ziehen. Sie schützen sich vor Hunger, indem sie sich auf unterschiedliche klimatische Bedingungen einstellen und für gesunde Viehbestände und Weideflächen sorgen.

Die Lebensgrundlagen dieser Gemeinschaften sind jedoch gefährdet durch Klimawandel, Armut und Ressourcenkonflikte, deren Ursachen der demografische Wandel und die Besiedlung sind, welche sowohl den Zugang zu den Weideflächen als auch die Mobilität einschränken. 

Die meisten Gemeinschaften in Afar und Somali sowie in einigen Distrikten Oromias sind aufgrund der immer wieder auftretenden Dürren und der dadurch verursachten Viehverluste auch weiterhin von Nahrungsmittelknappheit betroffen. Zudem beeinträchtigen die jüngsten Zusammenstöße an der Grenze zwischen Afar und Tigray den Fortbestand ihrer Lebensgrundlagen. Die im vergangenen Jahr vom Internationalen Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) vorgelegte Untersuchung von neun Distrikten der Region Afar an der Grenze zu Tigray zeigt die negativen Auswirkungen des zweijährigen bewaffneten Konflikts auf die Lebensgrundlagen der Hirtengemeinschaften. Ihr Wohlstand wurde durch den Konflikt erheblich verringert. In den Jahren des Konflikts verloren Familien ihr Vieh durch Plünderungen, Raubtiere, Dürre und Krankheiten.

„Da das Vieh die wichtigste Nahrungs- und Einnahmequelle für die Hirten in den vom Konflikt betroffenen Gebieten Äthiopiens ist, unterstützt das IKRK Impfkampagnen, um ihre Lebensgrundlagen zu sichern. Zudem fördert dies die Kapazitäten der vom Konflikt betroffenen Gemeinschaften zur Nahrungsmittelerzeugung“, sagte Zelalem Yaecob, Veterinär des IKRK in Äthiopien.

In den untersuchten Distrikten wurden Veterinärstationen beschädigt, einige von ihnen wurden niedergebrannt und geplündert, und infolgedessen waren Ausrüstung und Medikamentenvorräte verloren. Daher gibt es in den untersuchten Distrikten keine funktionsfähigen tierärztlichen Dienste mehr. Allen Stationen fehlt es an Grundausstattung und Medikamenten. 

Infolgedessen traf das IKRK Massnahmen zur Sicherung der Lebensgrundlagen, um die für die Lebensweise der Hirten entscheidenden Viehbestände zu erhalten. Das IKRK stellte die für Impfkampagnen in den Regionen Afar, Somali und einigen Distrikten in Oromia erforderlichen Mittel, Ausrüstungen und Impfstoffe zur Verfügung. Insgesamt wurden in den drei Regionen 1.448.678 Schafe und Ziegen, Rinder und Kamele gegen verschiedene Krankheiten geimpft. Die Impfkampagne wurde in neun Distrikten der Region Afar (Dallol, Koneba, Berhalle, Ab'ala, Erebti, Magalle, Yallo, Gulina, Ewa), drei Distrikten der Region Somali (Meyu Muluke, Qubi und Lagahida) und zwei Distrikten der Region Oromia (Meyumuluke und Kumbi) durchgeführt. 

„Die Schutzimpfung hat vieles verändert. Sie reduzierte die Anzahl der durch verschiedene Krankheiten verendeten Tiere. Die Sterberate ist jetzt sehr niedrig im Vergleich zu der Situation vor zwei Jahren“, sagte Mohammed Abdulqadir, Hilfstierarzt im Amt für Viehzucht des Distrikts Erebti.