Medienmitteilung

Aserbaidschan/Armenien: „Humanitärer Konsens“ erforderlich, um das Leid zu mildern

Trotz beharrlicher Bemühungen ist das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) zurzeit nicht in der Lage, die Zivilbevölkerung durch den Latschin-Korridor oder über andere Routen, darunter Aghdam, mit humanitärer Hilfe zu versorgen. Die Organisation appelliert an die Entscheidungsträger, es dem IKRK zu ermöglichen, seine wichtigen humanitären Aufgaben in der Region wieder aufzunehmen.

Zehntausende von Menschen sind von der humanitären Hilfe über diese Routen abhängig. Es fehlen lebensrettende Medikamente und Güter des Grundbedarfs wie Hygieneprodukte und Babynahrung für die Zivilbevölkerung. Obst, Gemüse und Brot sind kaum noch vorhanden und teuer, während andere Nahrungsmittel wie Milchprodukte, Sonnenblumenöl, Getreide, Fisch und Hühnerfleisch nicht mehr erhältlich sind. Es ist bereits mehrere Wochen her, seit das IKRK zum letzten Mal medizinische Güter und wichtige Nahrungsmittel in das Gebiet bringen durfte.

„Unsere humanitären Hilfskonvois sind ein Rettungsanker für die Bevölkerung vor Ort. Wir befürchten, dass die humanitäre Situation sich aufgrund der Blockierung der Konvois weiter verschlechtern wird. Besonders besorgt sind wir um jene Menschen, die sich nicht selbst helfen können. Kranke und Menschen mit chronischen Erkrankungen sowie ältere und gebrechliche Menschen wie auch Kinder sind besonders gefährdet. Damit wir hier arbeiten können, müssen die Parteien einen humanitären Konsens erzielen. Es geht um lebensrettende Arbeit und wir müssen die Möglichkeit erhalten weiterzumachen“, so die IKRK-Regionaldirektorin für Eurasien, Ariane Bauer.

Gemäss dem humanitären Völkerrecht müssen alle Konfliktparteien einen raschen und uneingeschränkten Zugang zu humanitärer Hilfe für die bedürftige Zivilbevölkerung ermöglichen. Dazu gehören medizinische Güter und wichtige Nahrungsmittel.

Die Arbeit des IKRK ist rein humanitär. Motivierend ist die Tatsache, dass das IKRK in der Lage war, in den vergangenen Tagen 24 Kranke durch den Latschin-Korridor zu evakuieren, damit sie die erforderliche medizinische Behandlung erhalten konnten. Insgesamt hat die Organisation seit Dezember 2022 über 600 Personen, die dringend medizinisch behandelt werden mussten, evakuiert.

Das IKRK führt seinen bilateralen Dialog mit den Parteien fort und steht für seinen humanitären Einsatz bereit, sobald ein solcher Konsens gefunden ist.

Weitere Auskunft erteilt:

Fatima Sator, IKRK Genf, Tel.: +41 79 848 49 08, fsator@icrc.org