Medienmitteilung

Brasilien: IKRK unterstützt Bemühungen um Schutz und Respekt für COVID-19-Opfer

Brasilien (IKRK) - Die Situation in Brasilien ist besorgniserregend. Das Land ist mit mehr als 32 000 Opfern des Coronavirus heute eines der am stärksten von der Pandemie betroffenen Länder. Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) leistet Unterstützung in verschiedenen Bereichen – unter anderem indem es Einrichtungen hilft, für einen angemessenen Umgang mit den Toten sowie für Würde, Schutz und Respekt für die Opfer und ihre Familien zu sorgen.

„Der Umgang mit den Toten ist einer der kompliziertesten Aspekte humanitärer Arbeit in Katastrophen und Krisen wie der COVID-19-Pandemie", erklärte Simone Casabianca-Aeschlimann, Leiterin der IKRK-Regionaldelegation für Argentinien, Brasilien, Chile, Paraguay und Uruguay. Die hohe Zahl der Todesopfer überfordert oft die örtlichen Kapazitäten für die Betreuung der Opfer, wie es in Brasilien der Fall ist. „Ausserdem müssen in solchen Situationen die Trauer und die Ängste der Angehörigen gelindert werden", fügte sie hinzu.

Die Regionaldelegation des IKRK in Brasilien übermittelte allgemeine Empfehlungen an nationale, bundesstaatliche und kommunale Behörden insbesondere in Amazonas, Ceará, Rio de Janeiro, Roraima und São Paulo, die von der Pandemie am schlimmsten betroffen sind und/oder in denen das IKRK vertreten ist. Darüber hinaus ist eine Spende von 5000 Leichensäcken für einschlägige öffentliche Einrichtungen in diesen Bundesstaaten unterwegs.

Ziel der Empfehlungen des IKRK ist es, in der Pandemie den Umgang mit Leichen respektvoller zu gestalten. Sie wurden an mehr als 100 Einrichtungen im Land übermittelt und sollen Fachleuten und Verantwortlichen beim Umgang mit Leichen helfen, die richtigen Entscheidungen zu treffen und umzusetzen, damit eine zuverlässige Identifizierung sichergestellt und die Würde der Verstorbenen und ihrer Angehörigen gewahrt werden kann. Im Mittelpunkt der Empfehlungen stehen Planung und Prävention, die eine umfassende Koordination zwischen den fraglichen Einrichtungen erfordern.

„Das IKRK hilft uns enorm – vielleicht wissen sie gar nicht, wie sehr – bei unseren Bemühungen, angesichts der Pandemie die lokalen Vorschriften anzupassen. Wir haben auch Spenden von Leichensäcken erhalten, die dringend notwendig waren", sagte der Koordinator des Leichentransportdienstes, Oberst Ricardo Firmino, in Rio de Janeiro.

Marianne Pecassou, die die Schutzaktivitäten der IKRK-Delegation in Brasilien koordiniert, nennt weitere Anliegen des IKRK. „Wir dürfen nicht vergessen, dass die Arbeit der Fachkräfte im Gesundheitswesen und in Bestattungsunternehmen schon schwierig genug ist, und wir müssen nun Dominoeffekte verhindern, so z.B. zunehmende Ansteckungen dieser Fachkräfte und ihrer Angehörigen, Verschlechterung ihrer körperlichen und psychischen Gesundheit, Angst der Pflegenden und Angehörigen, sich an den Leichen der Verstorbenen zu infizieren", sagt sie.

Zusätzlich zu den allgemeinen Empfehlungen hat das IKRK technische Unterlagen zusammengestellt, die Informationen über die wichtigsten Massnahmen enthalten, die vom Gesundheitspersonal, den Diensten, die Sterbeurkunden ausstellen, und den Bestattungsunternehmen bei der Behandlung der Toten zu treffen sind.

Die Tatsache, dass Familien sich von Angehörigen, die den Kampf gegen das Virus verloren haben, nicht verabschieden können, gibt dem IKRK ebenfalls Anlass zur Sorge. „ Da es sehr schwierig ist, eine würdige Bestattung zu organisieren – räumliche Nähe ist wegen des Ansteckungsrisikos sowohl während der Krankheit als auch nach dem Tod ausgeschlossen – wird diese Situation für die Familien und für das Gesundheitspersonal schwerwiegende psychische Folgen haben. „Ein Wesenszug des Menschen ist das Bedürfnis, die Toten zu begraben und Rituale zu praktizieren, die es uns möglich machen, von unseren Lieben Abschied zu nehmen", erklärt Fabio Azeredo, der Leiter des IKRK-Programms für psychische Gesundheit und psychosoziale Unterstützung in Brasilien.
Sehr wichtig ist auch, dass die Familien Zugang zu Informationen über ihre Angehörigen im Spital haben und mit ihnen sprechen können, auch wenn sie isoliert sind.

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Weitere Auskunft:
Diogo Alcântara, IKRK, Brasilien, (61) 98115-7610, dalcantara@icrc.org
Sandra Lefcovich, IKRK, Brasilien, (61) 98175-1599, slefcovich@icrc.org
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