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COVID-19: Über Nacht ohne Einkommen – viele Menschen sind unmittelbar in ihrer Versorgung mit Nahrungsmitteln bedroht

Die COVID-19-Pandemie droht, ein globales sozioökonomisches Erdbeben zu entfachen. Sie wird in den Konfliktzonen der Welt, wo Millionen Menschen ohne medizinische Versorgung sowie ausreichend Nahrung und Wasser auskommen müssen, schon bald deutliche Spuren hinterlassen.

Dringend erforderliche Massnahmen zum Schutz der öffentlichen Gesundheit wie Abriegelungen und Ausgangssperren machen es bereits jetzt für viele Menschen schwierig oder unmöglich, für sich und ihre Familien zu sorgen. Kleine Geschäfte werden geschlossen. Cafés stehen leer. Strassenverkäufer haben ihre Laufkunden verloren.

Im Lauf der Zeit dürften Hunger, Mangelernährung, Krankheiten sowie Stress im Zusammenhang mit wirtschaftlichen Problemen zunehmen. Globale und lokale Lieferketten, vor allem für Nahrungsmittel, sind unterbrochen, während Arbeitsmärkte sowie der Waren- und Dienstleistungssektor durch den Rückgang von Angebot und Nachfrage geschwächt werden.

Wenn die Auswirkungen von COVID-19 auf die Nahrungsmittelsicherheit und die Existenzgrundlagen der Menschen nicht jetzt angesprochen werden, wird dies unweigerlich kurz- und langfristig negative Folgen auf die Gesundheit und den Schutz von Menschen in Konfliktgebieten und Ländern mit instabilen Verhältnissen haben.

So werden sich grundlegende humanitäre Bedürfnisse verschärfen und neue Bedürfnisse entstehen. Deshalb muss die internationale Gemeinschaft diese sozioökonomischen Folgen bei ihren Massnahmen angemessen berücksichtigen. Behörden und lokale Helferinnen und Helfer müssen jetzt unterstützt werden, um sicherzustellen, dass das Leben der Menschen, ihre Existenzgrundlage und Nahrungsmittelsicherheit geschützt sind.

Haushalte, die bereits unter Nahrungsmittelunsicherheit leiden, informelle Arbeiter, Vertriebene (vor allem Menschen, die nicht in Lagern leben) und Menschen, die für ihre Nahrungsmittelversorgung von funktionierenden Märkten abhängig sind, werden am schlimmsten betroffen sein. Aber es werden weitere Bevölkerungsgruppen hinzukommen, die bisher noch relativ widerstandsfähig waren und jetzt in der Krise aber auch danach auf Hilfe angewiesen sein werden. Diese Krise bedeutet ein enormes Risiko für die hart erkämpften Fortschritte in der Entwicklungspolitik.

Die Nahrungsmittelversorgung wird jetzt besonders erschwert. Die Pandemie führt dazu, dass die landwirtschaftlichen Zyklen weltweit unterbrochen werden, weil die Menschen Mühe haben, Rohstoffe wie hochwertiges Saatgut zu beschaffen. Dies in Kombination mit nicht funktionierenden Märkten und einem fehlenden Zugang zu den globalen und lokalen Märkten wird Preisschwankungen für Nahrungsmittel sowie eine Schwächung der Kaufkraft für die bereits anfälligen Haushalte verursachen.

Während die entwickelte Welt massive finanzielle Unterstützungsprogramme für Arbeitslose sowie kleine und mittlere Unternehmen auflegt, verfügen die Regierungen in den von Konflikten betroffenen Ländern nur selten über die entsprechenden Hilfsmittel. Soziale Sicherungssysteme, darunter finanzielle Hilfen und Nahrungsmittelsubventionen, existieren entweder überhaupt nicht oder vernachlässigen die Menschen, die es am dringendsten nötig haben. Und mitunter werden die existierenden Finanzmittel vor allem für die Bemühungen zur Wahrung der öffentlichen Gesundheit verwendet.

Und dort, wo Regierungen in von Konflikten betroffenen und instabilen Ländern in der Lage sind, soziale Schutzmassnahmen bereitzustellen, könnte das komplexe Umfeld dazu führen, dass die entsprechenden Massnahmen nur langsam oder überhaupt nicht zu den Bedürftigen gelangen.

Die internationale Gemeinschaft muss darauf reagieren und Ressourcen bereitstellen, um die COVID-19-Pandemie einzudämmen. Gleichzeitig ist es entscheidend, dass die bestehenden humanitären Hilfsaktionen im Zusammenhang mit Nahrungsmittelsicherheit und Ernährungsprogrammen fortgesetzt werden. Soziale Schutzmassnahmen formeller und informeller Art müssen gestärkt werden (einschliesslich der allfälligen Nutzung und Ausweitung von Bargeldzuwendungen) und Landwirte sowie Viehzüchter müssen Hilfen erhalten, um ihre Arbeit fortzusetzen, ihre Waren zu lagern und diese zu den Konsumenten zu bringen.

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