Medienmitteilung

Nach zwanzig Jahren Gefangenenbesuchen fordert das IKRK die Überstellung entlassungsberechtigter Guantanamo-Häftlinge

Nach zwei Jahrzehnten Besuchen im Gefangenenlager Guantanamo fordert das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) die US-Regierung auf, ihre Bemühungen um die Überstellung aller in Frage kommenden Häftlinge ohne weitere Verzögerungen zu verstärken und hierbei zu gewährleisten, dass ihre Sicherheit und ihre Chancen auf Wiedereingliederung gewahrt werden.

Washington, DC (IKRK) – Das IKRK ist zutiefst besorgt darüber, dass die noch in Guantanamo festgehaltenen Personen seit so vielen Jahren hinter Gittern sind, ohne zu wissen, was mit ihnen geschehen wird. Das IKRK weist darauf hin, dass manche Gefangene noch immer in Guantanamo sind, obwohl sie bereits seit mehr als zehn Jahren Anspruch auf eine Überstellung haben.

„Die von der US-Regierung als entlassungsberechtigt ausgewiesenen Häftlinge sollten unverzüglich überstellt werden", sagte Patrick Hamilton, Leiter der IKRK-Delegation in den Vereinigten Staaten und Kanada. „Nach zwanzig Jahren und weit über einhundert Besuchen stellen wir fest, dass der Leidensdruck der Gefangenen und ihrer Angehörigen zunimmt, je mehr Zeit vergeht. Selbstverständlich müssen die für eine Überstellung vorgesehenen Gefangenen aus humanitären Gründen entlassen werden, und dies gilt insbesondere für jene, deren Überstellung so lange hinausgezögert wurde."

Das IKRK ist als unabhängige und neutrale humanitäre Organisation gemäss den Genfer Abkommen von 1949 befugt, Häftlinge und Kriegsgefangene zu besuchen, um ihre Haftbedingungen und ihre Behandlung zu prüfen. Wir tun dies in mehr als 90 Ländern und Gebieten in aller Welt. IKRK-Teams teilen Gefängnisleitungen und staatlichen Behörden auf vertraulichem Wege ihre Anliegen und Empfehlungen mit, um sicherzustellen, dass die Würde und das Wohl der Gefangenen gewahrt werden und die Haftbedingungen den gesetzlichen Vorschriften und völkerrechtlichen Standards entsprechen.

Am 18. Januar 2002 besuchte das IKRK erstmals Häftlinge in Guantanamo Bay. Mit jedem Häftling, der dies wünscht, führen wir ein Gespräch unter vier Augen und machen sodann mit seiner Zustimmung die US-Behörden auf allfällige Anliegen aufmerksam. Das IKRK nimmt zudem eine humanitäre Kernaufgabe wahr: Es unterstützt die Kommunikation zwischen Gefangenen und ihren Familien durch Briefe, Telefonanrufe und Videoschaltungen.

Wir sind nach wie vor fest entschlossen, unsere Bemühungen bei den Haftbehörden fortzusetzen, und zwar auch in der Frage der Betreuung alternder Insassen und der Kontakte zu Angehörigen. Wir haben mit der US-Regierung in all diesen Jahren einen konstruktiven und umfassenden Dialog über Guantanamo aufgebaut, und wir erwarten, dass er fortgesetzt wird.

Für Auskünfte:
Elizabeth Shaw, ICRC Washington, D.C., eshaw@icrc.org oder +1 202 361 1566
Jason Straziuso, ICRC Genf, jstraziuso@icrc.org oder +41 79 949 3512