Medienmitteilung

Angehörige von Menschen, die im internationalen bewaffneten Konflikt zwischen Russland und der Ukraine vermisst sind oder festgehalten werden, besuchen den Sitz des IKRK in Genf

A flag of the International Committee of the Red Cross (ICRC).

Genf (IKRK) – Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz empfing am Montag 70 Familien aus der Ukraine, deren Angehörige im Zusammenhang mit dem internationalen bewaffneten Konflikt zwischen der Russischen Föderation und der Ukraine vermisst sind oder festgehalten werden. 

Das IKRK bemüht sich, das Schicksal von 28‘000 Personen zu klären, die von ihren Familien auf beiden Seiten gesucht werden. Diese Personen wurden möglicherweise gefangen genommen, getötet oder haben nach der Flucht aus ihrer Heimat den Kontakt zu ihren Angehörigen verloren. Jeder Name steht für eine verzweifelte Familie, die mit der Ungewissheit über das Schicksal ihrer Angehörigen zu kämpfen hat.

„Diese Familien sind aus der Ukraine nach Genf gereist, um von ihrem Leid zu berichten und zum Handeln aufzurufen. Der Mangel an Informationen über einen geliebten Menschen ist eine Qual. Jede Familie hat das Recht zu erfahren, was mit ihren Angehörigen geschehen ist", sagte Ariane Bauer, IKRK-Regionaldirektorin Europa und Zentralasien.

Seit der Eskalation des internationalen bewaffneten Konflikts zwischen Russland und der Ukraine im Februar 2022 hat das IKRK 165'000 Anrufe, E-Mails und Briefe von Familien erhalten, die nach Informationen über vermisste Angehörige fragten. Diese Anfragen helfen uns bei der Suche nach Vermissten. Das IKRK konnte 9'000 Familien mit Informationen versorgen. Unzählige Menschen leben jedoch weiterhin mit der Ungewissheit und warten verzweifelt auf Nachrichten.

Das IKRK hat mehr als 3'000 Kriegsgefangene auf beiden Seiten besucht. Wir sind uns schmerzlich bewusst, dass dies nicht genug ist. Wir fordern die Parteien des internationalen bewaffneten Konflikts auf, ihren Verpflichtungen nach dem humanitärem Völkerrecht in vollem Umfang nachzukommen, insbesondere indem sie uns uneingeschränkten, regelmässigen und ungehinderten Zugang zu all denjenigen gewähren, die sie festhalten. Zudem sollten sie dem IKRK zeitnah Informationen über das Schicksal und den Verbleib derjenigen liefern, die sich in ihrer Gewalt befinden, unabhängig davon, ob sie am Leben sind oder nicht.

Über das Büro des Zentralen Suchdienstes des IKRK 
Als neutraler Vermittler zwischen den Konfliktparteien sammelt, zentralisiert und übermittelt das Büro des Zentralen Suchdienstes des IKRK Informationen über das Schicksal und den Verbleib von Militärangehörigen und Zivilpersonen, die vermisst werden oder von ihren Familien getrennt wurden. Es bemüht sich, sie aufzufinden und sicherzustellen, dass der Kontakt zu ihren Familien aufrechterhalten wird. 

Das Büro hat seinen Sitz in Genf und arbeitet eng mit den Rotkreuz- und Rothalbmondgesellschaften in aller Welt zusammen, um Familien zu unterstützen, die auf der Suche nach Informationen über ihre vermissten oder von ihnen getrennten Angehörigen sind. Es wird so lange wie notwendig tätig bleiben, um ihnen Informationen über ihre Angehörigen zu übermitteln. 

Über das IKRK

Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) ist eine neutrale, unparteiische und unabhängige Organisation mit einem ausschliesslich humanitären Auftrag, der in den Genfer Abkommen von 1949 verankert ist. Es hilft Menschen auf der ganzen Welt, die von bewaffneten Konflikten und anderen Formen von Gewalt betroffen sind, und es bemüht sich nach Kräften, ihr Leben und ihre Würde zu schützen und ihre Leiden zu lindern. Dies geschieht häufig an der Seite seiner Rotkreuz- und Rothalbmondpartner. 

Weitere Informationen:
press@icrc.org