Medienmitteilung

Die Internationale Rotkreuz- und Rothalbmondbewegung weitet ihre humanitären Einsätze aus, um den akuten Bedarf in Äthiopien, dem Sudan und Dschibuti zu decken

Genf/Nairobi, 28. Januar 2021 – Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) ruft zu Spenden in Höhe von 20 Millionen Franken auf, um mit einer unverzüglichen Ausweitung seiner Einsätze auf die akute humanitäre Notlage eingehen zu können, die durch die Tigray-Krise in Äthiopien entstanden ist. Gleichzeitig ruft die Internationale Föderation der Rotkreuz- und Rothalbmond-Gesellschaften (IFRC) zu Spenden in Höhe von 27 Millionen Franken auf, um das Äthiopische Rote Kreuz, den Sudanesischen Roten Halbmond und den Roten Halbmond von Dschibuti dabei zu unterstützen, andere Ursachen der Not in der Region abzubauen.

Viele Menschen sind innerhalb von Tigray vertrieben worden; nahezu 60 000 fanden Zuflucht im Sudan. Flüchtlinge und Binnenvertriebene leiden unter dem Mangel an Nahrungsmitteln und lebenswichtigen Dingen wie Trinkwasser und Gesundheitsversorgung. Manche Spitäler in Tigray wurden verlassen und geplündert, andere haben nicht mehr genügend medizinisches Material und sind dem Zustrom der Patienten kaum mehr gewachsen. Tausende verloren den Kontakt zu ihren Angehörigen.

„Die Not in Tigray ist erdrückend. Die Behörden müssen schneller aktiv werden, und humanitäre Organisationen brauchen dringend Zugang zu den Menschen, damit lebensrettende Hilfe nicht zu spät kommt", sagte Patrick Youssef, IKRK-Regionaldirektor Afrika. „Humanitärer Zugang ausserhalb der grossen Städte ist weiterhin sehr schwierig, und über die humanitäre Lage in den ländlichen Gebieten ist wenig bekannt."

„Die jüngsten Entwicklungen in Tigray haben die anderen Probleme in Äthiopien und den Nachbarländern Sudan und Dschibuti noch verschärft. Schon vor Ausbruch der Feindseligkeiten kämpfte die Region mit akutem Nahrungsmangel, der Invasion der Wüstenheuschrecken, der Dürre und der COVID-19-Pandemie", sagte Mohammed Mukhier, IFRC-Regionaldirektor Afrika.

Das Äthiopische Rote Kreuz (ERCS), das in allen Landesteilen einschliesslich Tigray tätig ist, hat seit dem ersten Tag der Kämpfe und in Zusammenarbeit mit dem IKRK humanitäre Hilfe bereitgestellt. Das ERCS verfügt über ein weitreichendes Netz von Freiwilligen, die aktiv blieben, obwohl sie selbst auch von der Krise betroffen waren.

Das IKRK ist seit Jahrzehnten in Tigray tätig und setzte seine Arbeit auch während der Kämpfe fort, die vor knapp drei Monaten ausbrachen. Eine Priorität ist die Unterstützung der Spitäler in Mek'ele, Aksum, Adua und Shire. Im Anschluss an seine ersten Einsätze, darunter der erste humanitäre Konvoi nach Mek'ele und die Hilfe für rund 11 300 Familien bei der Wiederaufnahme der Kontakte, ruft das IKRK zu Spenden auf, die für den Ausbau seiner operativen Kapazitäten verwendet werden sollen. Es verstärkt seine Präsenz in Mek'ele und eröffnet wieder das Büro in Shire.

Das IKRK wird nicht nur seine Tätigkeit in Tigray ausweiten, sondern sich auch weiterhin mit der dramatischen humanitären Lage in Benishangul-Gumuz, West-Oromia und Guji befassen, wo es immer wieder zu bewaffneten Auseinandersetzungen kommt.

Der Sudanesische Rote Halbmond verteilt Nahrungsmittel und Haushaltgeräte und sorgt für die medizinische Grundversorgung der Flüchtlinge und der ansässigen Bevölkerung. Die IFRC stellte dem Sudanesischen Roten Halbmond Nothilfegelder für die Unterstützung von 40 000 Menschen zur Verfügung. Der Rote Halbmond von Dschibuti ist weiterhin im Flüchtlingslager Hol Hol und in Obock tätig; dort verteilt er Trinkwasser, organisiert die Abwasserentsorgung und informiert über Hygienefragen und über COVID-19.

Die IFRC ruft zu Spenden auf, um das Äthiopische Rote Kreuz, den Sudanesischen Roten Halbmond und den Roten Halbmond von Dschibuti in die Lage zu versetzen, humanitäre Hilfe und Wiederaufbauhilfe für 660 000 Menschen zu leisten.

Die Internationale Rotkreuz- und Rothalbmondbewegung ist das grösste humanitäre Netzwerk der Welt. Sie setzt sich zusammen aus dem Internationalen Komitee vom Roten Kreuz (IKRK), der Internationalen Föderation der Rotkreuz- und Rothalbmond-Gesellschaften (IFRC) und den nationalen Rotkreuz- und Rothalbmond-Gesellschaften.

IKRK-Aktivitäten:

  • Die Stadt Mek'ele kämpft seit Monaten mit Wasserknappheit, und deshalb füllen Tankwagen des IKRK jeden Tag Speicheranlagen mit Wasser für 3700 Menschen.
  • Das IKRK behandelte 4500 Patienten, die durch Waffen verwundet waren, und 10 900 Patienten, die medizinische Grundversorgung brauchten. 648 Verwundete nahmen Reha-Leistungen in Anspruch.
  • Die Organisation verteilte 35 Tonnen Nahrungsmittel, die vom Gesundheitsministerium und katholischen Hilfswerken bereitgestellt wurden, an vier Spitäler in Tigray.
  • Nahezu 9500 Vertriebene in Mek'ele erhielten wichtige Haushaltgeräte.
  • 11 300 Familien konnten mithilfe des Äthiopischen Roten Kreuzes, des Sudanesischen Roten Halbmonds und der IKRK-Dienste im Sudan und in Äthiopien wieder Kontakt aufnehmen.

IFRC-Aktivitäten:

  • Im November stellte die IFRC dem Äthiopischen Roten Kreuz Mittel zur Verfügung, um 7500 Personen vier Monate lang besseren Zugang zu Gesundheitsdiensten, Trinkwasser und Abwasserentsorgung, Unterkünften und finanzieller Unterstützung zu bieten.
  • Zudem stellte die IFRC dem Sudanesischen Roten Halbmond Mittel zur Verfügung, mit denen er die Nothilfe für 40 000 äthiopische Flüchtlinge im Sudan finanzieren konnte. Der Sudanesische Rote Halbmond ist in den Zentren Hamdayit und Al Lukdi sowie in der Siedlung Um-Rakoba tätig. Er stellt dort Unterkünfte, Haushaltgeräte, Gesundheitsversorgung, Trinkwasser und sanitäre Anlagen zur Verfügung und organisiert Gleichstellungs- und Integrationsaktivitäten.
  • In allen drei Ländern unterstützte die IFRC auch weiterhin die Bemühungen der nationalen Gesellschaften, die Auswirkungen von COVID-19 einzudämmen.

 

Weitere Informationen:

IKRK:
Alyona Synenko, Sprecherin, +254 716 987 265, asynenko@icrc.org
Anne Kilimo, Sprecherin, +251 944 101 700, akilimo@icrc.org

IFRC:
Euloge Ishimwe, Sprecher, +254 731 688 613, euloge.ishimwe@ifrc.org
Rita Nyaga, Sprecherin, +254 110 837 154, rita.nyaga@ifrc.org

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