Medienmitteilung

Ostafrika: Neue Heuschreckenplage inmitten der Covid-19-Pandemie

Nairobi (IKRK) –- Während die ganze Welt mit der Bekämpfung des Coronavirus beschäftigt ist, sehen sich die Bäuerinnen und Bauern in Ostafrika mit einer weiteren zerstörerischen Plage konfrontiert: mit Schwärmen von Wüstenheuschrecken. Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) befürchtet, dass die neuen Schwärme zu einem weitreichenden Ernteverlust führen und die bereits hohe Ernährungsunsicherheit verstärken könnten, insbesondere in Gebieten, in denen Konflikte oder Gewalt herrschen.

„Der Einfall der Wüstenheuschrecken darf neben all den Anstrengungen zur Bekämpfung von COVID-19 nicht vergessen gehen", erklärt John Karongo, der regionale Agronom des IKRK in Nairobi. „Die Bäuerinnen und Bauern in Ostafrika stehen am Anfang der wichtigsten Pflanzsaison, und ausgerechnet jetzt schlüpfen neue Schwärme von Heuschrecken. Wir müssen unverzüglich handeln, um das Schlimmste abzuwenden."

Im Zuge der Regenfälle im März kam es zu einem beunruhigenden Dominoeffekt: Die neuen Schwärme, die in Kenia, Somalia und im südlichen Äthiopien herangewachsen sind, finden nun geeignete Umweltbedingungen, um sich niederzulassen, zu reifen und ihre Eier abzulegen, wobei sie danach nach Uganda und in den Südsudan weiterziehen könnten. Möglicherweise legen diese Schwärme dann im Mai weitere Eier und die neuen Larven schlüpfen Ende Juni und im Juli – genau dann, wenn die ersten Ernten eingebracht werden.

Somalische Bäuerinnen und Bauern wie Halima Abdisalad, die in der Stadt Garoowe lebt, haben bereits miterleben müssen, wie die Heuschrecken dieses Jahr die Landschaft zerstört haben. Sie befürchten, dass es noch schlimmer kommen könnte, wenn weitere Eier heranreifen. „Wenn die Heuschreckenschwärme einen Bauernhof befallen, bleibt nichts zurück – sie fressen alles auf", erklärt Halima. „Sie haben sich auf meine Guaven gestürzt. Niemand kauft beschädigte Früchte und angefressenes Gemüse auf dem Markt."

Das wärmere und feuchtere Wetter Ende letzten Jahres begünstigte den Heuschreckenbefall – den schlimmsten in Ostafrika seit mehreren Jahrzehnten – und dies nach einem Jahr, das bereits durch extreme Dürren und Überschwemmungen gekennzeichnet war.

„Wir haben festgestellt, dass sich die Ernährungssicherheit in vielen Gegenden verschlechtert hat, weil die Heuschrecken Weideland und Nutzpflanzen zerstörten", erklärt John Karongo. „Wenn die Tiere nicht aufgehalten werden, könnten die grössten Schwärme genau dann ihre hungrigste Phase erreichen, wenn die Feldfrüchte zu reifen beginnen; und dies zeitgleich mit der wirtschaftlichen Instabilität durch die Corona-Pandemie, die zweifellos die ärmsten Familien am stärksten treffen wird."

Das IKRK informiert die Menschen derzeit gemeinsam mit den nationalen Rotkreuz- und Rothalbmondgesellschaften über die Heuschrecken, damit möglichst früh über einfallende Schwärme berichtet und die Bevölkerung über die Sicherheitsmassnahmen beim Versprühen von Chemikalien aufgeklärt werden kann. In Somalia unterstützt das IKRK Bäuerinnen und Bauern, an die letztes Jahr Saatgut verteilt worden war. Sie werden geschult und erhalten Ausrüstung, darunter ökologische Schädlingsbekämpfungsmittel, damit möglichst keine weiteren Ernten verloren gehen.

„Es gibt ein somalisches Sprichwort, das besagt: Wenn die Heuschrecke eine Gegend verlässt, hinterlässt sie ihre Eier", berichtet Halima. „Sobald es zu regnen beginnt, werden neue Schwärme geboren. Es ist gut, dass die Heuschrecken weggeflogen sind, aber ich mache mir jetzt Sorgen um die Eier und die Schäden, die diese verursachen werden."

Das IKRK wird seine Hilfsprogramme in den Bereichen Nahrungsmittel, Lebensunterhalt und Landwirtschaft in Somalia, im Südsudan und in Äthiopien fortführen. Gleichzeitig steht das Kenianische Rote Kreuz bereit, um die Menschen nach einem Befall mit Bargeldzuschüssen, Futter für das Vieh, Saatgut und landwirtschaftlichen Werkzeugen zu unterstützen.

Kontakt für weitere Informationen:
Crystal Wells, Sprecherin für Ostafrika, +254 716 897 265, cwells@icrc.org