Medienmitteilung

Russland–Ukraine: IKRK bereit für den Besuch von Kriegsgefangenen, doch es muss Zugang erhalten

Genf (IKRK) – Ein Team von elf Mitarbeitenden des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK), darunter ein Arzt, ist in Donezk bereit, um Kriegsgefangene in der Umgebung, auch in der Haftanstalt in Oleniwka, zu besuchen. Die Aufgabe des Teams würde darin bestehen, die Behandlung der Inhaftierten sowie die Bedingungen ihrer Gefangenschaft zu prüfen, wichtige Güter zu liefern und sicherzustellen, dass die Kriegsgefangenen ihre Familien kontaktieren können.

Die intensiven Kampfhandlungen in der Gegend zeigen, wie gefährlich und schwierig diese Aufgabe ist. Unser Team ist seit Monaten bereit, hat allerdings bis heute weder minimale Sicherheitsgarantien vor Ort noch eine lokale Genehmigung, um einen Besuch durchzuführen.

Dies steht sinnbildlich für einen allgemeineren und inakzeptablen Umstand: Das IKRK hat immer noch keinen ungehinderten und mehrmaligen Zugang zu allen Kriegsgefangenen in diesem internationalen bewaffneten Konflikt – und dies obwohl unsere Teams seit beinahe acht Monaten unablässig darauf bestehen, alle Haft- und Internierungsorte zu besuchen.

Dem IKRK für die Verweigerung eines umfassenden und sofortigen Zugangs die Schuld zu geben, hilft den Kriegsgefangenen und ihren Familien nicht. In jedem bewaffneten internationalen Konflikt kann die Situation von Kriegsgefangenen nur durch die beteiligten Staaten und die Gefängnisbehörden verbessert werden. Sie sind dazu verpflichtet, die Kriegsgefangenen human und in Übereinstimmung mit den Genfer Abkommen zu behandeln und dem IKRK Zugang zu allen zu gewähren.

Kriegsgefangene haben gemäss dem Dritten Genfer Abkommen das Recht, regelmässig Besuch von IKRK-Delegierten zu erhalten. Durch unsere Besuche erhalten Kriegsgefangene und ihre Familien in jedem bewaffneten Konflikt einen emotionalen Rettungsanker, indem sie den Kontakt zueinander aufrechterhalten können. Wir stellen ständige Betreuung wie medizinische Hilfe bereit. Wir teilen unsere Erkenntnisse und Empfehlungen für konkrete Verbesserungen im Zusammenhang mit der Behandlung der Inhaftierten sowie den Bedingungen ihrer Gefangenschaft vertraulich und direkt mit den Behörden. Inmitten des Schreckens eines bewaffneten Konflikts verdienen Kriegsgefangene und ihre Familien einen Funken Hoffnung und ein gewisses Mass an Menschlichkeit.

Bei allen unseren Handlungen – ob öffentlich oder hinter verschlossenen Türen – steht ein prioritäres Ziel im Mittelpunkt: das Leben, die Integrität und das Wohlergehen der Kriegsgefangenen. Unsere Entschlossenheit ist felsenfest. Wir werden nicht damit aufhören, Zugang zu Kriegsgefangenen zu fordern, bis wir alle von ihnen nicht nur einmal, sondern mehrmals sehen können, wo auch immer sie gehalten werden.

Anmerkung für die Redakteure:

  1. Das IKRK wurde 1863 gegründet und ist weltweit tätig. Es hilft Menschen, die von Konflikten und bewaffneter Gewalt betroffen sind und fördert die Einhaltung der Gesetze zum Schutz von Kriegsopfern. Als neutrale, unabhängige und unparteiische Organisation basiert sein Auftrag auf den Genfer Abkommen von 1949. Das IKRK hat seinen Sitz in Genf, Schweiz, und ist in mehr als 100 Ländern tätig.
  2. Das IKRK arbeitet seit 2014 mit einem Team von über 600 Mitarbeitenden in der Ukraine. In enger Zusammenarbeit mit der Ukrainischen Rotkreuzgesellschaft und unseren Partnern der Rotkreuz- und Rothalbmondbewegung verstärken wir unsere Aktivitäten, um den umfangreichen und wachsenden humanitären Bedürfnissen in der Ukraine gerecht zu werden.

Weitere Auskünfte:

Ewan Watson, IKRK Genf (Englisch, Französisch), ewatson@icrc.org, +41 79 244 64 70
Crystal Wells, IKRK Genf (Englisch) cwells@icrc.org, +41 79 642 8056,
Jennifer Sparks, IKRK Genf (Englisch) jsparks@icrc.org, +41792173200
Achille Després, IKRK Kiew (Englisch, Französisch, Italienisch), adespres@icrc.org, +380 50 324 31 80
Galina Balzamova, IKRK Moskau (Englisch, Russisch) gbalzamova@icrc.org, +7 903 545 35 34