Medienmitteilung

Sudan: Kritische Dienstleistungen nach zwei Monaten Kämpfen an der Belastungsgrenze

Genf (IKRK) – Zwei Monate nach Ausbruch des Konflikts haben die Kampfhandlungen andlungen in dicht besiedelten städtischen Gebieten einen katastrophalen Tribut von der zivilen Infrastruktur gefordert, insbesondere an Orten in und um die Hauptstadt Khartum und in Darfur.

Schäden an kritischer Infrastruktur gefährden die Zivilbevölkerung

Durch die Kampfhandlungen wurden Strom- und Wasserkraftwerke schwer beschädigt, gleichzeitig ist das technische Personal nicht in der Lage, sich sicheren Zugang zu verschaffen und die erforderlichen Reparaturen vorzunehmen.

Hunderttausende Zivilisten in Khartum haben viele Wochen ohne sauberes Wasser und Strom verbracht und mussten lange Strecken zurücklegen – oftmals unter Einsatz ihres Lebens –, um sich mit kritischen Dienstleistungen zu versorgen. Die explosionsartig gestiegenen Preise und eine knappe Verfügbarkeit von Brennstoffen, die für den Betrieb von Generatoren benötigt werden, haben die Lage weiter verschlimmert.

„Die sudanesische Zivilbevölkerung, unabhängig davon, ob sie ihre Häuser verlassen hat oder geblieben ist, leidet ohne Zugang zu lebenswichtigen Gütern wie Wasser, Strom und einer Gesundheitsversorgung enorm", erklärt Jean-Christophe Sandoz, Leiter der Delegation des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) im Sudan. „Zivile Infrastruktur, die kritische Dienstleistungen bereitstellt, und das Personal, das diese betreibt, instandhält und repariert, ist durch das humanitäre Völkerrecht geschützt."

Der Beginn der Regenzeit schürt die Angst vor dem Ausbruch von durch Wasser übertragbare Krankheiten. In vielen Stadtvierteln wurde seit Wochen kein Müll mehr abgeholt und in einigen schwer zugänglichen Gegenden liegen noch immer Leichen im Freien. Gleichzeitig hat die Bevölkerung weitgehend keine andere Wahl, als nicht als unbedenklich geltendes Trinkwasser aus dem Nil oder aus anderen Quellen zu verwenden.

Trotz der enormen Anstrengungen der sudanesischen Ärzte und des Pflegepersonals mussten viele medizinische Einrichtungen ihre Türen schliessen. In Khartum sind nach unserer Schätzung nur noch 20 % der Einrichtungen in Betrieb. Die Bereitstellung einer Gesundheitsversorgung ist auch in vielen Gegenden von Darfur kritisch. Das Gesundheitssystem steht unter enormer Belastung, nicht nur die enorme Zahl von Verletzten zu behandeln, sondern auch Routinedienstleistungen für die Bevölkerung zu erbringen.

Seit dem Ausbruch der Kampfhandlungen am 15. April hat das IKRK im Sudan folgende Hilfe geleistet:

  • chirurgische Hilfsgüter, die für die Behandlung von über Tausend Verwundeten ausreichen, wurden an zehn Spitäler in Khartum und Umgebung sowie an zwei Spitäler in Darfur und an drei weitere in anderen Regionen des Sudan verteilt;
  • 33 Erste-Hilfe-Sets sowie Wundverbände und Material für Wundnähte wurden an das Büro des Sudanesischen Roten Halbmonds in Khartum gespendet, um knapp 500 Personen mit leichten Verletzungen zu behandeln;
  • neun Tonnen Chlor wurden an die Wasserbehörden in Khartum gespendet, um eine Million Kubikmeter sauberes Wasser bereitzustellen und den Bedarf von einer Million Menschen für 60 Tage zu decken;
  • über 100 Leichensäcke, Plastiktücher und persönliche Schutzausrüstung (Handschuhe, Masken, Kittel, Overalls, Desinfektionsmittel und Treibstoff) wurden an die Sudanesische Rothalbmondgesellschaft gespendet, damit deren Freiwillige weiterhin sterbliche Überreste bergen, begraben und deren Identität schützen können. Bis Mitte Juni haben die Freiwilligen 140 Leichen geborgen und setzen diesen wichtigen und äusserst schwierigen Einsatz fort;
  • zusammen mit dem Sudanesischen Roten Halbmond wurden Hygienesets für mehr als 400 vertriebene Familien in Wad Madani und wichtige Haushaltsgüter für 170 Familien in Al Fashir bereitgestellt;
  • die Freiwilligen des Sudanesischen Roten Halbmonds wurden dabei unterstützt, mehr als 2 000 Telefonate zwischen getrennten Familienangehörigen in Al-Dschazira, Kassala, Asch-Schamaliyya, Al-Qadarif und Ost-Darfur zu ermöglichen;
  • rund 300 Kinder und 70 Betreuerinnen und Betreuer konnten aus dem Maygoma-Waisenhaus in Khartum nach Wad Madani evakuiert werden.

 

Medienkontakte:
Alyona Synenko, IKRK Nairobi, Tel: +254 716 897 265, asynenko@icrc.org