Medienmitteilung

Südsudan: Hunderte Verletzte und geplünderte Dörfer bei Ausschreitungen im Bundesstaat Jonglei

Juba (IKRK) – Bei den interkommunalen Ausschreitungen, die Mitte Februar im Bundesstaat Jonglei begannen, wurden Hunderte von Menschen verletzt, Familien zur Flucht gezwungen und Dörfer geplündert. Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) evakuierte Dutzende von Verletzten zur chirurgischen Versorgung und ruft die an den Zusammenstößen Beteiligten auf, das Leben der Menschen und die Grundsätze der Menschlichkeit zu achten.

In den vergangenen zwei Wochen operierten IKRK-Chirurgen fast 70 Menschen, die bei den in Teilen Jongleis ausgebrochenen Kämpfen zwischen Tausenden Bewaffneter durch Schüsse verletzt worden waren.

„Zum ersten Mal sind wir gezwungen, alle drei chirurgischen Einheiten, die wir im Land einsetzen, für eine Reihe zusammenhängender Vorfälle zu mobilisieren" sagte Katja Lorenz, stellvertretende Leiterin der IKRK-Delegation im Südsudan. „Wir haben Hunderte von Anfragen für medizinische Evakuierungen erhalten und bemühen uns nach Kräften, die Bedürfnisse zu decken".

In Akobo, Ganyliel und Juba behandelten Chirurgenteams Dutzende von Patienten mit Schussverletzungen aus verschiedenen an den Kämpfen beteiligten Gemeinschaften. „Wir konnten die Verletzten nur dann evakuieren, wenn alle Seiten uns zusicherten, dass unser Team und die Flugzeuge nicht beschossen werden", sagte Lorenz. „Wir können nicht landen und Verwundete abholen, wenn in der Gegend geschossen wird."

Die Gewalt zwang auch Hunderte von Familien zur Flucht aus ihren Häusern in verschiedenen Teilen von Jonglei. „Ich weiß nicht, ob meine Frauen und Kinder noch am Leben sind", sagte ein 50-Jähriger aus Manyabol. „Mein Vieh wurde gestohlen, das Haus ist abgebrannt. Wie soll ich noch einmal neu anfangen?"

Das IKRK unterstützte das Südsudanesische Rote Kreuz, das Dutzende von Familien, die vor den Kämpfen geflohen waren und in Anyidi Zuflucht fanden, mit lebensnotwendigen Gütern versorgte.
Die Ausschreitungen finden in einer Zeit statt, in der kürzlich eine neue Einheitsregierung gebildet wurde – ein Meilenstein im Friedensprozess des Landes. Die interkommunale Gewalt, die durch den Kampf um Ressourcen und durch den einfachen Zugang zu Schusswaffen angeheizt wird, geht jedoch weiter.

Auch andere Teile des Landes verzeichnen hohe Gewaltraten. Zwischen November 2019 und Februar 2020 wurden bei Zusammenstößen zwischen verschiedenen Gemeinschaften in der Nähe von Rumbek im zentralen Südsudan mehr als 250 Menschen getötet und über 300 verletzt.

„Im Jahr 2019 haben wir 769 Personen mit Schussverletzungen behandelt, 111 mehr als im Vorjahr. Es ist zu befürchten, dass dieser Trend 2020 weitergeht und die Situation der Familien, die bereits jetzt unter grössten Anstrengungen versuchen, sich von dem jahrelangen Krieg zu erholen, noch verschlimmern könnte", fügte Lorenz hinzu.

 

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