Syrien: Ein Lager voller Kinder
Ein Bericht von Mari Aftret Mortvedt, IKRK
Das Al Hol-Lager in Syrien ist voller Kinder, hauptsächlich aus Syrien, aber es gibt Gesichter aus allen Kontinenten.
Tatsächlich sind zwei Drittel der 70 000 in Al Hol lebenden Menschen Kinder. Viele davon befinden sich dort ohne Eltern oder Erziehungsberechtigte. Andere leiden an vermeidbaren Krankheiten oder kriegsbedingten Verletzungen.
Häufig werden wir gefragt, ob wir wissen, wann sie in ihre Heimatländer zurückkehren können und wann ihre Regierungen ihnen endlich helfen werden. Als Antwort können wir nur entgegnen, dass dies die Rolle ihrer Regierungen ist, aber dass das IKRK die jeweiligen Regierungen an ihre Verantwortung gegenüber ihren Bürger erinnern.
Wir versuchen auch, Menschen zu helfen, die den Verdacht haben, dass ihre Verwandten in Al Hol sind, indem wir Kontakt zu ihren getrennten Familienmitgliedern aufnehmen.
Der Alltag im Lager ist nicht einfach. Kinder im Alter von nur vier oder fünf Jahren müssen Wasser tragen. Sie versuchen, ihre Krägte zu vereinen, aber das Schleppen von schweren Wasserbehältern ist für so junge Kinder eine schwierige Aufgabe.
"Meine Schwester ist noch klein, sie kann die grossen Wasserflaschen nicht tragen, aber sie unterhält mich auf meinem Weg, sie zu füllen", sagte der fünfjährige Yousef.
So viele der getrennten Familienmitglieder sind Kinder.
Rima ist zwei Monate alt und wurde nach einer schwierigen Schwangerschaft geboren. Ihre Mutter ist 17 Jahre alt.
"Meine Mutter braucht Sie, bitte." Nour, 5, kam uns nachgerannt, als sie uns im Lager sah. Wir folgten ihr und fanden ihre Mutter mit einem verletzten Bein auf dem Boden liegend in ihrem Zelt.
Das IKRK hat bisher mehr als 3.000 schutzbedürftige Kinder in Al Hol registriert, von denen viele ein schweres Trauma wie den Verlust eines Elternteils, Gewalt oder mehrfache Vertreibung erlebt haben. Diese Erfahrungen können ihre moralische, soziale, emotionale und kognitive Entwicklung gefährden. Sie benötigen jetzt besondere Sorgfalt und müssen wieder in eine sichere Umgebung integriert werden.
Viele Kinder leiden unter den Wunden des Konflikts. Der 10-jährige Omar wurde bei den Feindseligkeiten verletzt, bevor er ins Lager Al Hol kam. Er wurde außerhalb des Lagers operiert, um sein Bein zu stabilisieren.
Als sich die Wunde infizierte, wurde er von den Ärzten eines neuen Feldlazaretts im Lager Al Hol, einer gemeinsamen Initiative des IKRK, des Syrisch-Arabischen Roten Halbmonds und des Norwegischen Roten Kreuzes, behandelt.
Sometimes our doctors treat more than just injuries.
After Omar recovers from his operation he will be able to play again. In the meantime, our surgeon Guiseppe is cheering him up.
Omar lives in Al Hol camp, #Syria, where two thirds of the population are children. pic.twitter.com/x4fhTqPjWI— ICRC (@ICRC) July 1, 2019