Medienmitteilung

Operative Lage in der Ukraine: Die Ungewissheit und der harte Winter verschlimmern die Not der Menschen entlang der Konfliktlinie

Für Hunderttausende von Menschen, die in der Ostukraine in der Nähe der Kontaktlinie leben, ist jeder Tag ein Überlebenskampf. Die Versorgung mit Wasser, Gas und Strom ist eingeschränkt. Die Kombination von Kälte, Covid-19 und chronischer Unsicherheit macht die Deckung der Grundbedürfnisse zu einer Herausforderung. Nach acht Jahren Konflikt ist der Bedarf an humanitärer Hilfe gewaltig.

Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) leistet daher Nothilfe in Form von Nahrungsmitteln, Brennstoff zum Heizen, medizinischen Hilfsgütern und Unterkünften für die Menschen beidseits der Kontaktlinie.

„Die Lage vieler Menschen in der Ostukraine ist verzweifelt. Das IKRK steht ihnen zur Seite und bemüht sich, auf jede erdenkliche Weise zu helfen", sagt Florence Gillette, Leiterin der IKRK-Delegation in der Ukraine.

„Gemeinsam mit dem Ukrainischen Roten Kreuz und den Partnern in der Rotkreuz- und Rothalbmondbewegung stehen wir bereit, erforderlichenfalls unsere humanitäre Hilfe zu erweitern."

Durch die derzeitigen Minustemperaturen wird die Situation vieler Familien noch unerträglicher.


"Die Menschen sagen uns, dass sie vor allem sicher und warm durch den Winter kommen wollen. Besonders für ältere Menschen ist der Winter hier sehr hart. Um den Notleidenden zu helfen, bieten wir verschiedene Arten der Unterstützung an, darunter die Isolierung von Wohnhäusern, die Erhöhung der Energieeffizienz und die Bereitstellung von Brennmaterial oder Bargeld, um die Häuser von 35'000 Menschen auf beiden Seiten der Kontaktlinie zu beheizen."
- Daniel Bunnskog, stellvertretender Leiter der IKRK-Delegation.

Die Psychologin Sofia Reznik befasst sich im Auftrag des IKRK mit der psychischen Belastung der Menschen in Zeiten extremer Unsicherheit.

„Aufgrund der angespannten Atmosphäre in und um die Ukraine werden bei vielen älteren Menschen Erinnerungen an frühere Kriege wieder wach, und sie stellen Vergleiche an. Diese Menschen sind tieftraurig und haben die Hoffnung verloren. Das Ende ihres Lebens naht, und ihre Welt ist erneut ungewiss und instabil. Angesichts des anhaltenden Konflikts leben sie in ständiger Todesangst", sagt Sofia Reznik.

Wie schon zuvor während des gesamten Konflikts führt das IKRK einen vertraulichen und bilateralen Dialog mit allen Seiten, um sicherzustellen, dass Zivilpersonen und wichtige Infrastrukturen geschützt werden.

„Unsere Botschaft an alle Seiten ist unmissverständlich: Die Zivilbevölkerung und die Infrastruktur, die ihre Versorgung mit lebenswichtigen Dienstleistungen sicherstellt, müssen verschont werden, Angehörige müssen einander sehen und unterstützen können, und Gefangene müssen menschlich behandelt werden. So schreibt es das humanitäre Völkerrecht für jeden bewaffneten Konflikt vor", sagt Florence Gillette.

In den vergangenen zwölf Monaten hat das IKRK unter anderem folgende Hilfsaktionen auf beiden Seiten der Kontaktlinie durchgeführt:

  • Rund 35'000 Menschen erhielten Festbrennstoff oder Bargeld, um ihre Häuser in diesem Winter zu beheizen.
  • 37'000 Personen an der Kontaktlinie wurden mit regelmässigen Lieferungen von Nahrungsmitteln und Hygieneartikeln unterstützt.
  • 51 Spitäler und 61 Einrichtungen der medizinischen Grundversorgung beidseits der Kontaktlinie erhielten medizinische Ausrüstung für die COVID-19-Pandemie und die Notfallbereitschaft.
  • Wasserstationen auf beiden Seiten der Kontaktlinie wurden instand gesetzt und versorgen rund 872'000 Menschen mit Wasser.
  • Mehr als 22'000 Menschen sind im Rahmen von Schulungen, die unter Mitwirkung des Ukrainischen Roten Kreuzes durchgeführt wurden, über Minengefahren aufgeklärt worden, zudem wurden 7'350 Minenwarnschilder gespendet, um gefährliche Gebiete zu kennzeichnen.
  • 5'600 Familien erhielten vom IKRK Unterstützung bei der Reparatur ihrer beschädigten Häuser.


Weitere Informationen:
Oleksandr Vlasenko, IKRK Ukraine, ovlasenko@icrc.org
+38 0503 484 743
Daisy Baldwin, IKRK London, dbaldwin@icrc.org
+44 74 92 704 145
Ruth Hetherington, IKRK Genf, rhetherington@icrc.org
+41 79 217 32 23