Die Kosten, die eine Tatenlosigkeit verursacht, wären unerträglich, vor allem für die Bevölkerung.
Neben dem Konflikt und dem Erdbeben Anfang Jahr muss die anfällige Bevölkerung mit einer galoppierenden Inflation, einer wirtschaftlichen Rezession, dem Zusammenbruch der öffentlichen Gesundheitssysteme, der Zerstörung von Häusern und der Gefahr eines Ausfalls wichtiger Infrastruktur leben. Heute leben fast 90 % der syrischen Bevölkerung unterhalb der Armutsgrenze, während mehr als 15 Millionen Menschen humanitäre Hilfe benötigen – ein Trend, der sich in den letzten Jahren fortgesetzt hat.
Die Gefahr eines Zusammenbruchs der kritischen Infrastruktur in Syrien ist ein vordringliches Problem. Die Einfuhr von Ersatzteilen, die für die Instandhaltung kritischer Infrastrukturen in Grossstädten benötigt werden, wurde durch internationale restriktive Massnahmen und Sanktionen behindert. Deshalb fordert das IKRK weiterhin gut konzipierte und dauerhafte humanitäre Ausnahmen im Rahmen von Sanktionsregelungen, in denen dies noch nicht der Fall ist. Die meisten Kläranlagen sind beschädigt und werden unter verringerter Kapazität betrieben. Dies hat zu einem besorgniserregend schlechten Zugang zu Trinkwasser geführt.
Nach den Erdbeben am 6. Februar hat das IKRK in Partnerschaft mit dem Syrisch-Arabischen Roten Halbmond (SARC) seinen Einsatz ausgeweitet, um auf den steigenden Bedarf zu reagieren und grundlegende Hilfsgüter, medizinische Versorgung, Wasser und psychologische Unterstützung bereitzustellen sowie Einrichtungen, vor allem Schulen, zu sanieren, die als Unterkünfte genutzt wurden. Darüber hinaus verbesserte das IKRK zusammen mit dem SARC den Zugang zu Trinkwasser und stellte Transformatoren zur Wiederherstellung der Stromversorgung bereit.
„Die internationale Gemeinschaft muss der Realität ins Auge sehen, dass die derzeitige Lage in Syrien untragbar ist. Tatenlosigkeit wird verheerende Folgen für alle Beteiligten haben und jede Aussicht auf eine nachhaltige Erholung behindern", so Fabrizio Carboni, IKRK-Regionaldirektor für den Nahen und Mittleren Osten. „Wir dürfen das Leid der syrischen Bevölkerung nicht ignorieren. Wir müssen der Erhaltung der kritischen Infrastruktur Priorität einräumen und umfassende humanitäre Massnahmen ergreifen."
Das IKRK appelliert an die Geberstaaten, sich auf internationaler Ebene unverzüglich zur Bewahrung der kritischen Infrastruktur und wesentlicher Dienstleistungen zu verpflichten und dafür zu sorgen, dass umfassende humanitäre Massnahmen aufrechterhalten werden können, während dauerhaftere Lösungen gefunden werden müssen. Koordinierte Bemühungen und eine Aufstockung der finanziellen Mittel sind dringend erforderlich, um eine rasche Verbesserung herbeizuführen.
„Der Zusammenbruch dieser kritischen Dienstleistungen ist keine entfernte Bedrohung, sondern ein durchaus mögliches Szenario mit verheerenden Folgen für die syrische Bevölkerung, wenn nicht mehr dafür getan wird, dies zu verhindern", so Carboni weiter. „Durch Investitionen in die Erfüllung dieser lebenswichtigen Bedürfnisse können wir eine positive Kettenreaktion erzeugen. Die syrische Bevölkerung wird so zumindest in die Lage versetzt, Zugang zu grundlegenden Dienstleistungen zu erhalten, die dazu beitragen können, ihr Leben wieder aufzubauen und humanitären Organisationen zu ermöglichen, die Wirksamkeit und den Einfluss ihrer Hilfe erheblich zu steigern. Lassen Sie uns jetzt handeln."
Anmerkung für Redakteure:
Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) ist seit 1967 in Syrien präsent und verpflichtet sich, die Erfüllung der Bedürfnisse der syrischen Bevölkerung fortzusetzen. Zu seinen Prioritäten gehören der sichere Zugang zu Trinkwasser und grundlegenden Dienstleistungen für mehr als 12 Millionen Menschen, die Gewährleistung der wirtschaftlichen Sicherheit für mehr als drei Millionen Syrerinnen und Syrer durch die Erleichterung des Zugangs zu Nahrungsmitteln und der Schaffung von Einkommensmöglichkeiten sowie die Bemühungen, die verheerenden Folgen der Verseuchung durch Waffen in den schwer betroffenen Gemeinden abzufedern.
Das IKRK beteiligt sich ausserdem aktiv an der Unterstützung bei der Suche nach vermissten Personen und von Häftlingen sowie von Personen – insbesondere schutzbedürftige Kinder –, die ohne Zukunftsperspektive in einem der verschiedenen Lager gestrandet sind.
Medienkontakte:
Suhair Zakkout, IKRK Damaskus, szakkout@icrc.org, Tel.: +963 930 336 718
Imene Trabelsi, IKRK Beirut, itrebelsi@icrc.org, Tel.: +961 313 8353
Jessica Moussan, IKRK Dubai, jmoussan@icrc.org, Tel.: +971 504 254 091