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Sudan: Hilfe für Gefängnisbehörden zur Eindämmung von COVID-19

Schon in normalen Zeiten sorgen sich Angehörige ständig um die Gesundheit und das Wohlbefinden ihrer inhaftierten Familienmitglieder. Wie schlimm muss diese Sorge erst sein, wenn aufgrund einer Pandemie wie COVID-19 der Zusammenbruch der bestehenden Strukturen droht.

Physical Distancing ist in den überfüllten Zellen unmöglich, Wasserstationen reichen nicht aus, damit sich alle regelmässig die Hände waschen können, und der Kauf von Seife sowie Desinfektionsmitteln erfordert finanzielle Mittel, die nicht immer zur Verfügung stehen. Die Belastung für die Gefängnisbehörden ist enorm, wenn sie sich darum bemühen, sicherzustellen, dass Inhaftierte und Gefängnispersonal gesund bleiben.

Das IKRK verfügt über langjährige Erfahrung mit Besuchen in Haftanstalten auf der ganzen Welt, um angemessene Bedingungen und eine korrekte Behandlung der Inhaftierten zu gewährleisten. Deshalb hat es in vielen Ländern Afrikas seine Teams in den Bereichen Gesundheit, Wasser und Schutz mobilisiert, um die Gefängnisbehörden dabei zu unterstützen, Notfallpläne zu entwickeln, mit denen COVID-19 in Gefängnissen und Gesundheitseinrichtungen eingedämmt werden soll.

Im Sudan arbeitet das IKRK eng mit dem Gefängnis- und Reformdirektorat des Innenministeriums zusammen.

Wenn wir den besonders benachteiligten Menschen helfen wollen, bedeutet das für das IKRK, dass wir in Gefängnissen aktiv werden, in denen das Umfeld des kollektiven Arrests die Inhaftierten und das Gefängnispersonal besonders anfällig machen. Ich freue mich ganz besonders, dass das Gefängnis- und Reformdirektorat unser Unterstützungangebot direkt angenommen hat und wir jetzt zusammenarbeiten.

Pascal Cuttat, IKRK-Delegationsleiter im Sudan

In den letzten Tagen hat ein Delegationsteam aus den Abteilungen Wasser und Unterkunft, Schutz sowie Gesundheit 83 Handwaschstationen in zehn Haftanstalten installiert, die vom Direktorat als besonders unterstützenswert betrachtet wurden. Das Team verteilte auch über 10 700 Seifen an Inhaftierte und Gefängnispersonal, stellte 300 Plakate mit Zeichnungen und Empfehlungen bereit, auf denen Massnahmen, um gesund zu bleiben, zu sehen sind und vermittelte Aufklärungsbotschaften zum Thema Hygiene, die über die öffentlichen Lautsprechersysteme übertragen wurden.

Überprüfung der Handwaschstationen und Seifen vor der Verteilung. Shiemaa AHMED/IKRK

17 Gesundheitsmitarbeitende aus verschiedenen Haftanstalten nahmen an einer von der IKRK-Gesundheitsabteilung und dem Gefängnis- und Reformdirektorat organisierten dreitägigen Schulung für Ausbilder unter der Leitung von zwei Medizinern von Ärzte ohne Grenzen (Médecins Sans Frontières, MSF) in Khartum teil. Der Schwerpunkt der Schulung lag auf vorbeugenden Infektions- und Kontrollmassnahmen, Screening, Triage und dem Patientenfluss. Die Teilnehmer werden nun das weitere Gesundheitspersonal in ihren jeweiligen Haftanstalten schulen.

Das beispiellose Ausmass der COVID-19-Krise weltweit führt dazu, dass wir diese Pandemie solidarisch bekämpfen müssen. Es ist wichtiger als je zuvor, eine enge Zusammenarbeit zwischen allen Hilfsorganisationen sicherzustellen, um unsere Bemühungen, die Funktionsfähigkeit der Gesundheitssystems aufrechtzuerhalten und die Auswirkungen der Krise so gering wie möglich zu halten, zu intensivieren.

Jean-Nicolas Dangelser, MSF-Missionsleiter im Sudan

Theoretisches Wissen und praktische Fähigkeiten, sicheres Verhalten an den Tag zu legen, sind entscheidend. Aber es ist genauso wichtig, die richtige Schutzkleidung zu haben. Im Rahmen der Schulungen und in Absprache mit dem Gefängnisdirektorat wird das IKRK Handschuhe, Masken und andere persönliche Schutzausrüstung für das Gefängnispersonal in elf Haftanstalten bereitstellen.

Eine vom IKRK und dem Gefängnisdirektorat organisierte und von MSF geleitete Schulung für 17 Gesundheitsmitarbeitende aus verschiedenen Haftanstalten. Shiemaa AHMED/IKRK

Solange die COVID-19-Krise anhält, bleiben Gefängnisinsassen eine der Hochrisikogruppen und das IKRK hat sich verpflichtet, seine Unterstützung für die Gefängnisbehörden fortzusetzen und auszuweiten. Im Sudan bedeutet dies nicht nur, den Nachschub an bereits verteilten Vorräten aufzustocken, sondern auch Unterstützung zu leisten, um Inhaftierten im Rahmen des Programms zur Wiederherstellung der Familienbande den Kontakt mit ihren Angehörigen zu ermöglichen, solange Besuche in den Haftanstalten ausgesetzt sind. Die Ingenieure der Delegation sind bereit, je nach verfügbaren Ressourcen und der Möglichkeit, während des aktuellen Lockdowns in Khartum Material zu beschaffen, einfache Renovierungsarbeiten zur Verbesserung der Wasserversorgung und der sanitären Einrichtungen durchzuführen.